Ricarda Lang: Von der jüngsten Parteivorsitzenden zur jüngsten Elder Stateswoman
Shownotes
Mit Ende 20 zur Parteivorsitzenden gewählt, mit Anfang 30 schon als jüngste „Elder Stateswoman“ Deutschlands bezeichnet – ein politischer Weg, der schneller kaum verlaufen könnte. Wie ist zu diesem politischen Wechselbad gekommen, und wie geht man damit um? Heute zu Gast: Ricarda Lang.
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00:00:02: Mit Ende zwanzig zu Parteivorsitzenden gewählt, mit Anfang dreißig schon als jüngste Elderstateswoman Deutschlands bezeichnet.
00:00:10: Ein politischer Weg, der schneller kaum hätte verlaufen können.
00:00:13: Wie ist es zu diesem politischen Wechselbad gekommen?
00:00:16: Und wie geht man damit um?
00:00:21: Der Sprung ins kalte Wasser mit Jutta Allmendinger und Katja Kipping.
00:00:26: Heute zu Gast, Riccada Lang.
00:00:30: Liebe Jutta, es sind schon wieder ein paar Tage ins Land gegangen, seit wir das letzte Mal im Studio waren und spannende Gespräche hatten.
00:00:37: Gibt es was Neues?
00:00:38: Was Altes?
00:00:39: Ja, ich spreng jetzt anders.
00:00:42: Ich habe mal wieder ein Salto versucht.
00:00:44: Ach, vom drei Meter.
00:00:45: Und?
00:00:46: Es war leider noch ein Bauchbladscher.
00:00:48: Nach der Umdrehung oder vor der Umdrehung?
00:00:51: Nach der Umdrehung, aber der Bademeister sprach Hoffnung aus.
00:00:55: Und wenn wir uns das nächste Mal sehen, kann ich das wahrscheinlich bei dir.
00:01:00: Sportlich war ich nicht so erfolgreich.
00:01:01: Ich habe mir ein C verstaucht, ein Basketball spielend.
00:01:05: Beim Spielen zu Basketball, bis er so
00:01:07: klein.
00:01:08: Beim Springen nach oben.
00:01:09: Nein, aber ich hatte wirklich eine sehr schöne Begegnung.
00:01:13: Und zwar bei der Verabschiedung von Annalena Baerbock.
00:01:15: Da haben viele ihre Kinder mitgebracht.
00:01:18: Und wir haben uns erinnert an eine Aktivität, die schon wieder auf Gott ist.
00:01:22: oder zehn Jahre her ist.
00:01:24: Damals war es nämlich so, dass es keinerlei Regeln gab, wenn Abgeordnete schwanger wurden und Kinder bekamen.
00:01:29: Ich weiß, ich war da aktiv beteiligt, dass man das ändert, obwohl ich nicht Abgeordnete war.
00:01:36: Ich war auch mit dabei, Eltern in der Politik.
00:01:39: Es ging ein bisschen darum, dass es schon einen Unterschied macht, ob jemand fehlt bei einer namentlichen Abstimmung, wenn er einfach Bier trinkt oder ob jemand fehlt, weil er gerade ein Kind gebährt.
00:01:49: Das war bis dahin nicht vorgesehen.
00:01:50: und auch, wie geht man damit um, wenn Abgeordnete noch stillen und so.
00:01:54: Es gibt den einen oder anderen Fortschritt aktueller, aber ich würde sagen, da haben wir schon ein bisschen was verändert.
00:01:59: Und es ist nicht nur für die Abgeordneten wichtig, sondern auch, glaube ich, für die Politik, die dann rauskommt, damit Leute, die wissen, wie es ist, Kinder groß zu ziehen, auch mit einer Entscheidung beteiligt zu haben.
00:02:09: Du hast eine präsentative Demokratie, könntest du auch sagen.
00:02:13: Das bringt uns jetzt gleich zu einer Person, die heute unsere Gästin ist.
00:02:18: Und mit ihr verbindet mich etwas, was sie gar nicht weiß.
00:02:21: Nämlich, dass sie exakt an dem Tag geboren ist, an dem auch mein Sohn geboren wurde.
00:02:26: Ja, exakt
00:02:28: gleich alt, sodass ich immer den Fortschritt von Frauen im Vergleich zu Männern sehen kann.
00:02:33: Ein Thema, welches mich ja im Moment massiv umtreibt, wie meine Männerpolitik, eine Frauenpolitik oder eine gemeinsame Gleichstellungspolitik macht.
00:02:42: An dem Lachen hat man natürlich sofort erkannt, dass es sich um Ricarda Lang gehandelt.
00:02:47: die tatsächlich vom Bundestag uns die Ehre gegeben hat, hier ans WCB zu kommen.
00:02:52: Und
00:02:53: ja,
00:02:54: sie hat nicht Medizin studiert, sie hat Jura studiert, sie hat es abgebrochen.
00:02:59: Das hört man bei dir sehr viel seltener als bei anderen.
00:03:02: Da kommen wir nachher noch drauf.
00:03:04: Das wusste ich eben nicht.
00:03:05: Ich dachte, das heißt eine fertige Juristin, merkwürdigerweise.
00:03:10: Obwohl das ja irgendwie gar nicht.
00:03:12: Riccarda strahlt das einfach aus.
00:03:14: Ich glaube, das kommt durch die Art der Akumentation.
00:03:19: Ich glaube aber auch, dass es daher kommt, dass ich dachte, mein Sohn sollte immer Hyorhäu studieren, dass das viel besser zu ihm passt, als Medizin.
00:03:26: Aber das ist wahrscheinlich auch so ein geschenktes Wildbild, welches ich da habe.
00:03:31: Riccarda, herzlich willkommen auch mal.
00:03:34: Hallo,
00:03:34: ich freue mich jetzt zu sein.
00:03:36: Wir wollen wissen, was dein entscheidender Sprung war.
00:03:39: Also von allen Sprüngen, die du durchgezogen hast, musst du dich jetzt entscheiden.
00:03:44: Und zwar wollten wir anfangen mit dem Sprung ins eiskalteste Wasser.
00:03:49: Ich hab tatsächlich zwei.
00:03:50: Ich bin wie eine typische Politikerin, kann ich mir nicht ganz so gut entscheiden.
00:03:54: Also, ich glaub, ich glaub, ich hundert Sprünge in den letzten Jahren, kleine, große, mittlere, kalt, warm, alles.
00:04:00: Die Sendung meiner Hörerinnen und Hörer dauert ne Stunde, wie immer.
00:04:03: Don't worry.
00:04:05: Wir könnten, glaub ich, auch zwei Tage hier reden, ne?
00:04:07: Und eine hohe Geschwindigkeit tatsächlich auch.
00:04:09: Also, dann wär's vielleicht auch nur ein halber Tag.
00:04:11: Nein, für mich waren schon die zwei immer größten.
00:04:15: Und es wird jetzt keine ganz, ganz große Überraschung sein.
00:04:17: Es ist ein bisschen erwartbar.
00:04:18: Eine war die Kaninatur als Parteivorsitzende für die Grünen damals mit achtundzwanzig Jahren und auch mit einem Bild, was so eine Parteivorsitzende macht.
00:04:27: Ich habe es ja davor erlebt bei Anjah Berbock, bei Robert Habeck, aber mit keinem Bild, was so eine Parteivorsitzende in der Regierungszeit macht und vor allem nicht, was eine Parteivorsitzende in eine Regierungszeit macht, wie die Jahre, die wir erlebt haben, Putin's Angriffskrieg auf die Ukraine, eine Energiekrise, eine Wirtschaftskrise.
00:04:43: Und der zweite war dann der Sprung raus.
00:04:45: Weil auch das ja ein totaler Sprung ins Ungewisse war.
00:04:48: Also ich glaube, es gibt wenig Leute, die mit dann achtundzwanzig so ein Amt hatten, die aber auch mit einunddreißig so ein Amt hinter sich hatten, eine vollkommen neue Rolle zu finden.
00:04:57: Und damals wusste ich auch überhaupt nicht, was auf mich zukommt.
00:04:59: Das
00:04:59: finde ich total spannend.
00:05:01: Wir bleiben erst mal beim ersten Sprung, weil... Als ich gestern so mich nochmal eingestimmt habe, auf das heutige Gespräch mit dir, habe ich mich erinnert und dachte, das war doch wirklich so absolut im Zeitraffer.
00:05:11: Gerade noch sah ich dich auf irgendeinem Bildschirm als Vertreterin der Grünen Jugend, auch sage ich mal jetzt nicht nur Hansa mit der eigenen Parteiführung und irgendwie einmal die Augen zugemacht.
00:05:22: Schon irgendwie stehst du da als Parteivorsitzende.
00:05:28: Mit jungen Jahren, das hat mich jetzt nicht so überrascht, wobei du, glaube ich, alles getoppt hast, was es bisher an... Ich glaube, es gab mal...
00:05:36: Nein, der Parteieintritt, es gab frühere Parteieintritte.
00:05:39: Und mit Parteiforsitzenden?
00:05:41: Nee, mit Beiber.
00:05:42: Mit Parteieintritt
00:05:42: nicht, das ist nicht ganz frühe.
00:05:43: Nee, nee, Parteiforsitz, mit achten Bundesvorsitzenden, einer im Bundestag vertretenen Partei, das war, glaube ich.
00:05:50: Es gab,
00:05:50: glaube ich, mal bei Bündnissen Leute, die Grün-Alte noch so zehn Vorsitzende hatten.
00:05:54: Das war aber auch
00:05:55: im Vorgang
00:05:56: im Bundestag.
00:05:57: Wenn man die Einschränkung macht im Bundestag vertreten, dann war es das Jüngste, was es jemals an der Parteispitze gab.
00:06:03: Was war der härteste Wechsel?
00:06:04: Also was war das, wo du sofort dich umstellen musstest?
00:06:08: Für jede Krise verantwortlich zu sein.
00:06:10: Also das war davor, ich war stellvertretende Vorsitzende, ich war Frauenpolitisch-Sprecherin, ich hatte meine Themen und das waren auch viele.
00:06:16: Es war jetzt nicht jemand, ich war nie jemand, der sich ganz eng auf ein, zwei Themen fokussiert hat und gesagt, vom Rest will ich nichts wissen, sondern immer ein großes Verantwortungsgefühl, auch eine große Lust misstomischen bei vielen Themen.
00:06:26: Aber plötzlich war jedes Thema von der Anbindehaltung über die Waffenlieferung bis zum Steuersatz.
00:06:33: Anbindehaltung ist ein landwirtschaftliches Thema.
00:06:35: Nur noch mal geht es nicht um komische Praktiken in Berlin.
00:06:39: Das wäre
00:06:40: jetzt eine andere Art von Podcast.
00:06:42: Themen, wenn du mir selbst vor fünf Jahren gesagt hast, Anbindehaltung hätte ich gesagt, hey, wovon redet die?
00:06:46: Und das heißt das, aber das waren natürlich noch die Themen, die ein bisschen planbarer waren, aber wirklich dieses... Jede Krise, egal was aufkommt, am Ende stehst du immer vorne.
00:06:55: Du kannst dich beraten lassen, du kannst dir Hilfen einholen, du kannst mit Leuten gemeinsam Entscheidungen, aber am Ende bist du für jede Entscheidung verantwortlich.
00:07:02: Immer im Zentrum, das war, glaube ich, die größte Umstellung.
00:07:05: Alle
00:07:06: Parteien haben Montags zu bestimmten Uhrzeiten.
00:07:08: Die sind auch unter den demokratischen Parteien abgestimmt, ihre Slots.
00:07:11: Bei uns, ich wusste immer, ich muss dreizehn Uhr vor die Kamera.
00:07:13: Wir waren
00:07:13: immer vierzehnt, dreißig, ich
00:07:15: war fast die letzte.
00:07:15: Du hattest andere fünf Stunden länger, jetzt bin ich überlegt.
00:07:17: So, vielleicht nehmen wir uns auch mal mit.
00:07:20: Wie läuft denn das dann ab, die Festlegung zu welchem Thema sage ich was und wo bereite ich zumindest was vor, wenn eine fiese Frage kommt?
00:07:28: Zum Montagmorgen als Parteivorsitzender.
00:07:30: Bei uns war das meistens so, dass allererste war immer um sieben Uhr dreißig die sogenannte Morgenlage.
00:07:35: In der Morgenlage gab es von der Presse Stelle vorbereitet, was die mussten immer am allerfrüsten aufstehen.
00:07:40: Immer so ein bisschen die Hauptdramatik, Meldungen des Tages.
00:07:43: Also die drei Themen sind heute relevant.
00:07:46: Und dann war da immer die Spitze mit dabei als Fraktionsvorsitzende, Parteivorsitzende, in unserem Fall auch die Ministerinnen und Minister in der Zeit, wo wir regiert haben.
00:07:53: Und da macht man so was, die eine ganz kurze Absprache hat, wo jemand wirklich nur sagt, über das Thema da müssen wir noch eine Positionsfindung finden.
00:08:00: Danach war es so, ein Zeitlang haben wir immer noch sogar so ein Doorstep gemacht.
00:08:03: Da hat man sich dann immer noch montag morgens auch ganz früh vor die Kameras gestellt.
00:08:07: Das heißt, das waren auch alles wirklich zum tumultartigen Organisationen.
00:08:11: Doorstep.
00:08:11: Doorstep.
00:08:12: Genau, da steht immer eine Kamera
00:08:14: vor der Teilzentrale.
00:08:16: Du gehst vor die Tür, sagst das den Journalisten.
00:08:18: Das ist nicht ganz so offizieus wie in einem Presserraum, wo alles verkabelt ist mit Technik.
00:08:23: Aber du bittest halt Bildmaterialen.
00:08:25: Genau,
00:08:25: genau.
00:08:26: Und das ist meistens der Gedanke, dass zum Beispiel, wenn du sehr spät deine Presse konterst in den vierzen, dreißig, dass du schon in den Tag reinläufst, weil am Montag dann auch immer relativ viel nach dem Wochenende berichtet wird.
00:08:36: Dann war es bei uns so, dass sich die Spitze noch mal getroffen hat, als die Parteivorsitzende, man sieht es immer neu in der Runde, wir hatten ganz absurde Namen für jede verschiedene Runde, Parteivorsitzende, Infektionsvorsitzende,
00:08:46: etc.,
00:08:46: so ein bisschen die Woche vorgesprochen hat.
00:08:49: Dann trifft man sich im Parteivorstand.
00:08:51: Da machen dann meistens die Vorsitzenausschlag zu beginnen, was sind aus unserer Sicht die wichtigsten politischen Linien, die wichtigsten politischen Fragestellungen und auch ein Vorschlag für die Positionierung.
00:09:01: Das wird dann aber nochmal diskutiert.
00:09:02: Also kann auch sein, dass sich das dann nochmal ändert innerhalb der Sitzung oder dass man auch eine Positionierung erst findet.
00:09:07: Und danach war es in meinem Fall immer so, als ich mit meinem Team zusammengesetzt habe, mir eben genau überlegt habe, was sind die Themen, die wir setzen wollen, also wo sagen wir, da wollen wir wirklich mit Botschaften auch durchdringen.
00:09:18: Und was sind die Themen, von denen wir erwarten, dass sie gefragt werden?
00:09:21: Man kann zur Pi mal Daumen sagen, zwanzig Prozent der Zeit ist es gelungen, die Botschaft durchzubringen, die wir selbst setzen wollen und eher achtzig Prozent der Zeit habe ich das Gefühl.
00:09:30: Musste
00:09:31: man auf Themen reagieren.
00:09:34: Die Presse manchmal sehr viel interessanter fand, als das bei mir der Fall war.
00:09:37: Viel Personalfragen, viel hier, dieses Skandal, dieses Skandal, dieses Skandal.
00:09:42: Und dann stellt man sich eben danach vor die Presse und das geht so eine halbe Stunde und beantwortet die Sachen.
00:09:47: Ich habe, bevor ich doch noch mal viel, viel weiter in die Jugend zurückschmechte, mehr eine persönliche Frage.
00:09:54: Er arbeitet ja sehr viel mit Personen, die gerade in den Sozialpolitikwissenschaften ausgebildet sind, die dann wissenschaftliche Mitarbeiter sind.
00:10:02: Bist du mit denen zufrieden?
00:10:04: Also meinst du, dass so die Vorbereitung durch die Universität für so ein Beratungsjob in der Politik reden, schreiben?
00:10:13: die Breite der Ausbildung so adäquat ist?
00:10:15: oder müsste man da nachschärfen, ausbildungsseitig?
00:10:20: Also ich war mit denen mir nicht persönlich zusammengearbeitet habe, immer sehr zufrieden, weil die sich ja auch total weiterentwickelt haben in dem Beruf.
00:10:26: Redenschreiber war bei mir tatsächlich nie ein Fall, weil ich kann keine Redenschreiber halten, die andere Leute gönne.
00:10:30: Das kann ich auch nicht, das ist interessant.
00:10:32: Das heißt,
00:10:32: das muss ich immer selber machen, ist viel Zeitaufwand, aber dann fühle ich mich irgendwie sicherer und auch wohler damit.
00:10:39: Aber natürlich hatte ich ganz viel was inhaltlich zugearbeitet.
00:10:41: Das waren immer Leute, wo ich es geführt habe.
00:10:43: Das ist ja auch oft für mich bei einer Parteibewerbe.
00:10:44: Dann habe ich da ein intrinsisches Interesse an den Themen.
00:10:47: Und ich warte, sich weiterentwickelt haben.
00:10:49: Ich würde aber sagen, dass durchaus an den Universitäten meiner Meinung nach mittlerweile auch sehr schnell, sehr stofforientiert und diese Frage von kritischen Denken, von was hinterfragen.
00:11:02: diskutieren können und so was.
00:11:03: Das haben ja auch viele von denen erzählt, als was ihnen total gefehlt hat.
00:11:06: Also was sie dann im politischen Rahmen gelernt haben.
00:11:09: Aber wo sie selten das hätte ich gerne schon eine Uni gemacht, aber da war ich gar keinen Raum dafür.
00:11:14: Darf ich deine Frage auch beantworten?
00:11:16: Katja, gerne.
00:11:17: Ich muss jetzt
00:11:18: eigentlich
00:11:20: ja hier ein Zweierinterview auch einmal führen.
00:11:22: Du schaffst
00:11:23: doch auch zwei Wörter
00:11:24: zu.
00:11:25: Ja, gleich so bitte.
00:11:26: Nein, weil die mich wirklich umtreibt, als jemand, der mit dem Politikwissenschaftler feiert ist.
00:11:31: Ich finde, der beste Analytiker und Ratgeber mitfahren meinem Leben.
00:11:34: Aber was ich an Eindruck gewonnen habe, ist, dass in der Regel ein Studium der Politikwissenschaften von wenigen Ausnahmen, weil die aber auch politisch selber aktiv waren, abgesehen.
00:11:45: überhaupt nicht dich vorbereitet auf politisches Engagement.
00:11:49: Weil das Mitdenken der Umsetzung, das Mitdenken, der nicht zu denken schön wäre doch oder in der Theorie wäre es doch schön, wenn es so läuft, sondern all die vielen Faktoren, die mit reinkommen, dass du sowas auch in der Partei, dass du die mediale Kommunikation dessen, was in der Theorie schön klingt, ermiddenken musst und so.
00:12:06: Und da gibt es null Vorbereitung auf die Praxis, die eigentlich neunzig Prozent unseres Handelns trägt.
00:12:12: selbst, sag ich mal, als jemand, der sehr Theorie interessiert.
00:12:14: ist in der Politik und da würde ich sagen, da ist echt nff.
00:12:19: Veränderungsbedarf.
00:12:20: Das stimmt, auch gar kein Ort, wo man das lernt.
00:12:22: Also außer halt Learning by Doing.
00:12:23: Genau,
00:12:24: Learning by Doing, natürlich dann in den Parteientasen, Jugendorganisationen, aber es ist auch manchmal dieser Vorwurf, den auch, weil du hast es nicht so mitbekommen, dass ich natürlich ganz oft bekomme im Sinne von, was hast du denn gelernt?
00:12:33: Es gibt ja die Ausbildung, das bedeutet ja nicht, das ist grundsätzlich auch etwas, was gut ist.
00:12:36: Also das ist auch noch eine Politik, Leute mit unterschiedlichen beruflichen Backgrounds, jemand, der es im Handwerk kommt, jemand, der aus der Wissenschaft kommt, jemand, der irgendwie im Unternehmen gearbeitet hat.
00:12:45: Aber es ist schon eine... dafür, wie viel das eigentlich ausmacht in der Gestaltung unserer Realität, Beeindruckung oder auch zum Nachdenken, dass es diese Orte eigentlich gar nicht gibt, wo man auch sagt, man lernt das Handwerk, was dazu gehört.
00:12:58: Oder man hat überhaupt gar keine Idee von den unterschiedlichen Welten.
00:13:03: Also wir haben das ja ein bisschen aufgebrochen.
00:13:05: Wir haben am WCB so ein Journalist in Residence Program, wo Journalisten, Journalistinnen dann drei Monate, manchmal drei Wochen, manchmal auch sechs Monate hier sind und dann in den Abteilungen rumlaufen.
00:13:17: Meistens haben sie ein eigenes kleines Buchprojekt.
00:13:20: Aber das hilft extrem, dass man merkt, wie Journalisten ticken, warum sie unsere Überschriften immer anders setzen.
00:13:27: unseren Sätzen nicht zufrieden sind und so weiter.
00:13:30: Und es hilft den Journalisten zu verstehen, wie die Wissenschaft tickt.
00:13:34: Und solche Austauschprogramme, die bräuchten wir auch mit der Politik.
00:13:39: Es braucht ja auch mal Zeit und es wäre ja gut, wenn ihr dann zu einer wissenschaftlichen Einrichtung mal fünf Monate oder zwei wird, aber es wäre ja auch für unsere Auszubildenden großartig, was ich ja an amerikanischen Universitäten sehr viel erlebte, aber dass da die Politikerinnen und Politiker ein und aus gingen in der Kennedy School und auch in den staatlichen, also in Madison.
00:14:03: So etwas haben wir nicht und das müssen wir, glaube ich, grundsätzlich auch in unserer Ausbildung lernen, dass wir da schon diese Sektoren übergreifen und nicht nur das Interdisziplinieren haben.
00:14:15: Aber das war's, sozusagen.
00:14:17: Auch die Hoffnung gewesen, dass sie aus Corona mehr gelernt hatten.
00:14:19: Also ich finde, wir hatten ja rund um die Corona-Pandemie sehr viele Debatten über das auch Verhältnis von Wissenschaft und Politik, wo man ja auch gemerkt hat, diese ganz einfache Auflösung, wie sie zum Beispiel teilweise auch von der Klimabewegung propagiert, wo im Sinne von Listen to the Science funktioniert.
00:14:33: Follow the Science, not only just listen, ist ja noch internet, aber so follow the science.
00:14:39: Aber das natürlich
00:14:40: Wissenschaftpolitik nicht ersetzen kann, weil es immer am Ende Abwägungsfragen, weil es immer Fragen von wer von Interessenskonflikten auch sind.
00:14:49: Und auf der anderen Seite, aber wie kann ich trotzdem frühzeitig Erkenntnisse mit einfließen lassen?
00:14:53: Wie kann ich die Wissensbasis vergrößern, auf der es getroffen wird?
00:14:56: Aber das ist wirklich eher auch was Lernwählen dauerhaft für Krisen, wie Wissenschaft und Politik zusammenarbeiten können, sich im besten Fall ja gegenseitig befruchten können.
00:15:06: Das sehe ich genauso.
00:15:07: Ich möchte jetzt, hast du dazu noch einen Punkt?
00:15:09: Ansonsten würde ich gerne zurückzummen.
00:15:13: Ich bin ja auch vorhin die Partei eingetreten, nicht in deine, bis mit achtzehn eingetreten.
00:15:18: War das schon mit dem Ziel, tatsächlich sich auch stark politisch zu engagieren und tatsächlich Dinge zu verändern und nicht nur zu unterstützen?
00:15:30: Mit dem Ziel, mich zu engagieren, auf jeden Fall.
00:15:32: Ich hatte ja auch damals tatsächlich einen sehr konkreten Anlass.
00:15:34: Also bei mir war es gar nicht so ein ganz allgemeines Gefühl.
00:15:38: Meine Mutter hat den Frauenhaus gearbeitet.
00:15:41: Auch sehr, sehr lange, vierzehn Jahre lang.
00:15:43: Und die hat, als ich achtzehn, meinen Job dort verloren.
00:15:45: Weil das Frauenhaus hat zugemacht, kein Geld mehr da.
00:15:48: Leider in einer Situation, die sich auch in den Jahren danach immer wieder wiederholt hat.
00:15:52: Und ich war ehrlich, aber es war im Anfang erst mal wahnsinnig wütend.
00:15:55: Also mit
00:15:55: vierzehn, mit achtzehn, mit vierzehn Jahre dort gearbeitet.
00:15:59: Genau, das war rund in meinen Abi-Zeit herum.
00:16:01: Ich war auch davor, nicht so ein... Aus heutiger Sicht will ich nicht mehr sagen, unpolitisch, weil ich glaube eigentlich die Vorstellung habe, wo wir uns als unpolitisch sehen sind, wir ist eigentlich nie, aber ich war kein politisch engagierter Jugendlicher.
00:16:10: Ich fand ja immer, wenn ich dabei Fridays for Future, diese vierzehnjährigen getroffen habe, die Demos organisiert habe, ich dachte immer, mit vierzehn, da war ich mit allen beschäftigt, mit dem Klima in meinem Freundeskreis, aber nicht mit dem Weltklima, war nicht sehr beeindruckend.
00:16:23: Aber mit achtzehn kamen dann Ihnen dieser Jobverlust und ich war irrewütend.
00:16:27: Es war tatsächlich ein individueller Moment aus deiner Familie.
00:16:31: Es war ein individueller Moment, es war dieses ... Der Frust über das, was in meiner Familie passiert ist, aber dann natürlich schon auch über das, was dahintersteht, dass man halt okay, wenn gespart werden muss, warum wird an solchen Orten gespart, wo Frauen hingehen zu Hause, die Hölle erlebt haben, wo es Schutz für Kinder gibt, wo ich ja auch gesehen habe, über Jahre hinweg bei meiner Mutter, die Mitarbeiterin immer wieder in ihre physische, in ihre psychische Belastungsgrenze gehen, um irgendwie noch diesen Frauen, diesen Kindern helfen zu können.
00:16:58: Dann war tatsächlich mein Tantast damals, die auf mich zukam, so meinte, na ja, vielleicht musst du ja bei der Wut nicht stehen bleiben.
00:17:05: Die Mutter von deiner Schwester.
00:17:07: Die Schwester von deiner Mutter, genau.
00:17:09: Die Schwester von deiner
00:17:09: Mutter, genau.
00:17:10: Die Mutter.
00:17:10: Ich war leider einzigit.
00:17:12: Genau, die war sie auf mich zukam, weil Wut ist ja oft ein rechtliches Gefühl.
00:17:16: Ich glaube, auch Wut spielt eine Rolle in der Politik.
00:17:18: Manchmal ist am Anfang viel Wut.
00:17:20: Aber sie ist, wenn sie nur in sich verharbt, ist sie natürlich auch erst mal destruktiv, ist sie auf der Störung ausgerichtet.
00:17:26: Und es kann was kommen aus Wut, es kann da ein politisches Engagement.
00:17:30: Und so hatte ich einen sehr konkreten Anlass, der mich in die Politik gebracht hat und damit auch einen sehr konkreten Wunsch, diese Veränderung voranbringen zu können.
00:17:37: Was ich gar nicht hatte, war damals die Vorstellung, ich werde Berufspolitikerin.
00:17:42: Das finde ich auch gibt's hin und
00:17:43: wieder bei uns.
00:17:47: Das war...
00:17:48: Eigentlich jetzt ja nicht.
00:17:49: Die ist jetzt ja nicht sozusagen die soziale Parasite.
00:17:52: Das muss ich jetzt einfach so sagen.
00:17:54: Ich würde es sagen schon, aber es muss auf jeden Fall noch stärker... Katja
00:17:58: Kipping
00:17:58: ist
00:17:59: zurück.
00:17:59: Katja Kipping lehnt sich
00:18:01: zurück.
00:18:03: Tatsächlich wären für mich auch damals eure beiden Parteien vorstellbar gewesen.
00:18:06: Die dürfen im Moment
00:18:07: drei Parteien hier sitzen.
00:18:09: Genau,
00:18:09: sozusagen als Rot-Rot-Grün verdreht.
00:18:11: Und das war eher eine lebensweltliche Frage.
00:18:13: Also die Linkspartei... Baden-Württemberg, ländlicher Raum, hat damals einfach keine Rolle gespielt.
00:18:18: Die gab es so gut wie nicht.
00:18:19: Und dann habe ich mir so ein bisschen mal von der Ferne die SPD vor Ort angeschaut und die Grünen vor Ort angeschaut.
00:18:25: Eine SPD waren sehr viele ältere Herren.
00:18:27: Und bei den Grünen waren auch ein paar junge Frauen dabei.
00:18:30: Und das war dann damals gar nicht, dass ich das jetzt super tiefgehend durchstiegen habe und für mich große Brokontralisten, sondern es war eher ein gefühltes.
00:18:39: Wo bin ich gewollt?
00:18:40: Wo kann ich mitmachen?
00:18:41: Wo kann ich mich schnell einbringen?
00:18:43: Und das waren für mich damals die Grünen.
00:18:45: Und was ich schon auch spannend fand, das habe ich dann auch versucht, in meiner Zeit in der Partei immer weiter auszubauen, war diese Verbindung von Gerechtigkeitsfragen mit Frauen.
00:18:56: Emanzipation.
00:18:57: Also das war für mich natürlich immer, ich wusste, dass was meiner Mutter passiert ist, das hängt auf der einen Seite sehr stark damit zusammen, dass eine Frau ist.
00:19:03: Und es hängt auf der anderen Seite sehr stark damit zusammen, dass sie einen Beruf arbeitet, der nicht als erst mal produktionsschaffend oder als Wertsteiger und Profit orientiert wahrgenommen wird.
00:19:13: Und diese Verbindung war es, die mich dann zu den Grünen gebracht hat.
00:19:17: War das dann einer deiner vielen Sprünge, dass du jetzt nicht nur in eine Partei eingetreten bist, sondern zu einer Berufspolitikerin wurdest?
00:19:25: Ja, obwohl man da sagen muss, dass der Weg, das war nicht so ganz der eine Sprung, das war eher vielleicht so ein Trippeln in verschiedene Richtungen, weil das jetzt nicht den einen Moment, als wenn ich jetzt auch heute sagen musste.
00:19:37: Ich könnte schon sagen, wo bin ich formal zu Berufspolitikering geworden?
00:19:40: Das war, als ich als stellvertretende Bundesvorsitzende bei den Grünen kandidiert habe, war ich davor, das Amt als Grün-Jungen-Vorsitzenden.
00:19:47: Ich dachte,
00:19:48: wo bist du so im Herzen?
00:19:49: Ein Kopf und nicht formal.
00:19:51: Genau,
00:19:52: das war für mich, und das war aber ein Moment, was alles noch ehrenamtlich war, auch als mit so einer ganz geringen Aufwand zu entscheiden.
00:19:57: Aber das heißt auch, sehr prekäre Zeit.
00:19:59: Das war damals die entscheidende Vorsitzende bei der Grün-Jungen zu kandidieren.
00:20:02: Das war der Moment, wo für mich klar war, Politik ist das, was ich machen will mit meinem Leben.
00:20:07: dadurch auch gemerkt habe, dass ist das, was mir
00:20:10: wichtiger ist, als die Juristerei
00:20:11: ist.
00:20:12: Das ist irgendwie so ein bisschen eine Berufung.
00:20:14: Ich hatte vor kurzem also ein ganz schönes Zitat über Berufung, Berufung ist das, wo die eigenen Interessen das, was die Welt braucht, zusammenkommt.
00:20:20: Wo, wo,
00:20:20: wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo,
00:20:21: wo, wo, wo, wo, wo, wo,
00:20:22: wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo,
00:20:28: wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo, wo.
00:20:36: Ja, in deinem Leben dominieren.
00:20:38: Schön, dass wir über Berufung reden.
00:20:40: Auch noch mal so um Zusammenfallen, was man für sich selber will, kann und was die Welt braucht.
00:20:45: Jetzt haben wir über so schöne Dinge geredet, wie auf einer Arme und Berufung.
00:20:48: Aber in dem Moment, wo du grüne Jugendvorsitzende warst, kam ja nicht nur auf eine Arme, sondern auch jede Menge Shitstorm-Anfeindungen und so weiter.
00:20:58: Hast du dir schnell einen Panzer zugelegt?
00:21:00: Hast du Hornhaut wachsen lassen?
00:21:02: Wie bist du damit umgegangen?
00:21:04: Ja.
00:21:05: und mehr als ich es eigentlich wollte.
00:21:07: Also das war was, wo ich sehr gehardert habe, oft in den letzten Jahren.
00:21:11: Auf der einen Seite bin ich glaube, ich kann gut mit Kritik umgehen, ich bin nicht arg empfindlich und ich würde auch sagen, für mich war immer klar, schon damals bei der Kandidatur, bei der Grünen Jugend, bei den Themen, die ich angesprochen habe, von Klimaschutz über Gleichberechtigung, bis hin doch auch manchmal in der eigenen Partei, also wenn man mit achtundzwanzig als Parteivorsitzende kandidiert, da kann man sich darauf verlassen, dass man manche Leuten damit ganz schön auf die Füße tritt.
00:21:32: Und für mich war immer klar, wenn man niemand auf die Füße tritt, dann bewegt man sich meistens auch nicht mehr.
00:21:36: Und das sei es damit, konnte ich immer ganz gut leben.
00:21:39: Aber das hatte natürlich auch ganz andere Kehrzeiten, die du jetzt beschrieben hast, die über Kritik oder kritische Auseinandersetzungen hinausgehen.
00:21:46: Und ich muss oft daran denken, ich habe zwei Neunzehnte, dass ich eine Chefvertretende Vorsitzende kandidiert habe.
00:21:50: Habe ich in meiner Bewerbungsrede gesagt, ich will mir kein dickes Fell wachsen lassen, weil ich will auch in der Politik mensch bleiben.
00:21:56: Und das ist natürlich ein total schöner und herer Vorsatz.
00:22:00: Natürlich bin ich daran gescheitert, weil ich habe mir ein dickes Fell wachsen lassen, dass ich irgendwie auch musste.
00:22:03: Ich glaube, ich hätte dieses Land nicht überlebt, ohne das zu haben.
00:22:06: Wenn du alles an dich rankommen lässt, wirst du ja irgendwann von dieser Welle komplett weggespült.
00:22:10: Und gleichzeitig finde ich noch den Punkt zu erkennen, zum einen nicht zu verherrten und zum anderen ja auch trotzdem noch Kritik an sich rankommen zu lassen.
00:22:20: Als ich habe irgendwann bei mir selbst gemerkt, dass ich an so einem Punkt war, dass ich ganz schnell auf Kritik reagiert habe mit, dass ich da nicht eine Frau bin, das ist diesen alle unfair zu mir, so was.
00:22:28: Und das ist ja auch Scheiße, weil man will ...
00:22:30: Das ist ein extrem wichtigen Punkt.
00:22:32: Dass man
00:22:33: sich ein dickes Feld zulegt, aber trotzdem noch einen Durchkommen lässt gegenüber tatsächlichen Argumenten, die ernst zu nehmen sind.
00:22:40: Und
00:22:40: gerade weil man natürlich als Frau wirklich auch ... Ich hab das ja gemerkt im Vergleich mit Ommit Noripur, weil du als Frau mehr Scheiße abbekommst, nicht plötzlich selbst anzufangen, alles darauf runterzubrechen und nur noch sozusagen nicht in so eine Opferrolle zu sehen.
00:22:52: Und vor allem, weil schon auch meine Erfahrung ist, dass ... Leute, die sich kritisch äußern, die werden das nicht immer wahnsinnig höflich machen.
00:22:57: Und oft sind es auch die Leute, die eher ein bisschen eine Ferne zu Politik haben, die es vielleicht ein Ticken unhöflicher, ein Ticken ranziger machen und das auszuhalten und trotzdem für sich in der Lage sein, die Grenze zu ziehen zu, wo es ist, einfach nur noch beleidigend, wo es ist, gewaltvoll.
00:23:11: Wo geht's?
00:23:12: auch nur noch um mich als Projektionsfläche und gar nicht mehr darum, dass man von mir bessere Besteck erwartet.
00:23:16: Das ist ein wichtiger Begriff.
00:23:17: Projektionsfläche, weil ich glaube, ab einer gewissen Bekanntheit muss man lernen, die meinen gar nicht immer nur mich als Person, sondern man ist dann die Projektionsfläche, man nimmt irgendeine Rolle ein.
00:23:27: Total.
00:23:28: Das führt mich ein bisschen zu einer anderen Frage.
00:23:30: Du bist ja ein Mensch, das kann man vielleicht schon soweit sagen, dem auch Freundschaften privat leben, sehr, sehr wichtig ist.
00:23:37: Und du hast nicht nur deine Freundschaften in der Politik und so.
00:23:41: Aber hast du irgendwann angefangen, bewusst das zu trennen?
00:23:44: Das ist jetzt die Riccada Privat, das ist Riccada Politikerin, Spitzenpolitikerin.
00:23:50: Wie bist du mit diesen unterschiedlichen Rollen oder Sphären umgegangen?
00:23:54: Ich habe das sehr wenig getrennt.
00:23:56: Für mich hat es sich auch nie natürlich angefühlt.
00:23:58: Und ich glaube, da spielt es auch ein bisschen eine Rolle, wenn man aus einer Jugendorganisation kommt, wenn man sehr fließend Übergang vom Ehrenamt in die Politik dann in Anführungszeichen hat.
00:24:08: Weil natürlich einmal ganz viele private Beziehungen, Freundschaften stammen aus der Politik.
00:24:13: Und ich fand auch immer diesen Spruch mit, es gibt Freunde, Feinde, Parteifeine.
00:24:17: Total blöd, weil ich dachte, das ist eigentlich fast unreifes Verständnis von Politik.
00:24:23: Dass ich nicht in der Lage sein soll, mit jemandem auch eine Konkurrenz auszuhalten und trotzdem die Person zu mögen, die Person zu schätzen, mit der Person wachsen zu wollen.
00:24:30: Und deshalb habe ich das sehr wenig gemacht.
00:24:32: und auch weil ich immer finde, in der Politik... Wir sind manchmal zu sehr rollen.
00:24:36: und ich glaube auch diese Vertrauenskrise, die wir ja gerade erleben in die Repräsentative Demokratie, liegt auch daran, dass die Leute nochmal zu sehr als Schablonen, als Rollen wahrnehmen.
00:24:44: Da ist mir wichtig zu zeigen, da steckt ein Mensch dahinter mit Ängsten, mit Räumen, mit Fantasien.
00:24:49: Aber natürlich muss man sagen, das nicht getan zu haben.
00:24:53: Das macht dich auch angreifbarer, als ich verstehe.
00:24:56: Im Nachhinein auch bei manchen Leuten, es war immer, bei Merkel wurde das gesagt, dass sie sehr stark für sich eine sehr klar abgegrenzte Rolle eingenommen hat, auch über andere erfolgreiche Frauen der Politik wie Ursula von der Leine oder sowas, hat man schon das Gefühl, die machen eine sehr klare Grenze von was ist gerade der private Mensch, was ist die öffentliche Rolle.
00:25:12: Und ich kann es im Nachhinein verstehen, ich glaube, für mich hätte es sich immer falsch angefühlt, für mich hat es nie funktioniert, aber es ist natürlich ein Schutzmechanismus, um die nicht zu machen, lässt dich auch manchmal ganz schön schutzlos dastehen.
00:25:23: Und sag mal, wie war das für deinen, also am Anfang ja, Freund, Partner,
00:25:27: Spielermann.
00:25:28: Ja, überhaupt für alle, die wir da rein gezogen haben.
00:25:31: Also ich kriege diesen Vorwurf ja auch immer.
00:25:33: Also ich komme ja auch nicht nach Hause und stelle dann die Wissenschaft ab oder dieses oder jenes Cremium.
00:25:39: Das heißt, die müssen sich ja meine Erwehren.
00:25:43: Oder auch manchmal.
00:25:45: Oder auch Freund.
00:25:47: Na ja, es ist ja schon zählraumerkeifend.
00:25:50: Ja, da kommst du nach Hause und ... dann ist da der Tisch gedeckt oder was weiß ich, ja.
00:25:55: Dann fängst du da automatisch an.
00:25:57: Selbst ich, ja, die ich aber weite, nicht so viel erlebe wie ihr in der Politik, finde ich jetzt schon so.
00:26:04: Und also auch von Angriffen oder so, das sage ich, kenne ich ja alles so überhaupt gar nicht.
00:26:12: Ja, das ist ja so so eine Austerrierung, wie viel ertragen die noch, wie viel nehme ich zurück, wie war das denn, wie ist das denn?
00:26:19: Bei mir war es echt ... Total interessant, weil es fast den Gegenteiling-Effekt gab.
00:26:24: Also mein Mann ist Mathematiker, Wissenschaftler, das heißt, ich kriege auch die Sonnen und aber auch die Schattenzeiten des wissenschaftlichen Systems, immer über denen sehr, sehr stark mit.
00:26:35: Und der ist aber auch ein ganz apologisch entdenkender Menschen.
00:26:39: Das, was du ja gerade gesagt hast, auch so wie ein bester Berater, jemand, der auch an der Seite steht, das war für uns auch lange Zeit so.
00:26:47: Und als ich dann aber parteivorsitzende wurde und da gerade auch schwierige Phasen durchgemacht hat, hatte ich fast eine gegenteilige Bewegung, dass ich eher zugemacht habe, wenn ich nach Hause gekommen bin.
00:26:57: Also, dass ich dann ganz häufig eher noch mal darüber reden will, auch weil ja durchaus manche Sachen, die ich getan habe als Partei, wo es jetzt eine Entscheidung, die wir Grünen in der Regierung getroffen haben, sehr kritisch gesehen hat.
00:27:08: Und dann
00:27:09: noch mal nachts vor Mitternacht.
00:27:11: Und ich kam
00:27:12: dann manchmal nach Hause und war dann so, ich kann jetzt nicht noch mal über Migrationspolitik reden.
00:27:17: Ich pack das nicht an, was ja aber total schade ist.
00:27:19: Weil das einmal ich ihn wirklich als ein sehr guter... Und auf der anderen Seite ist das immer auch ein wichtiger Teil unserer Beziehung.
00:27:25: Unsere Beziehung war nie eine unpolitische.
00:27:27: Und das ist interessant, seit ich nicht mehr parteif war.
00:27:30: reden wir ja wieder drüber.
00:27:31: Wir reden viel mehr politisch, wir befruchten uns auch wieder viel mehr, unsere Gedanken inspirieren uns da wieder viel mehr gegenseitig.
00:27:36: Und das heißt, für mich war das eher so ein Warnzeichen, wo ich gemerkt hab, boah, dir wächst das grad so sehr über den Kopf, dass du eigentlich versuchst, diesen Teil von dir wegzuschieben.
00:27:44: Und er war eher so, lass uns doch mal wieder darüber reden, das wär ja doch immer über diese Sachen auch mal gestritten, auch mal irgendwie kontrovers geredet oder so.
00:27:51: Aber das heißt, es gab eher den Gegenteilgefekt, dass ich da mal mal versucht hab.
00:27:55: So wie die Haustür zuzumachen und zu sagen, jetzt kommt hier gerade keine Politik mehr rein.
00:28:00: Aber eigentlich kommt sie rein, weil sie beschäftigt einen auch danach noch.
00:28:04: Für mich war es eher jetzt ein schönes Zeichen zu merken, ich kann das wieder, ich kann auch in meinem privaten Umfeld, ich habe hier Freude daran, über Politik zu streiten, die mir eine Zeit lang eher abhandengekommen ist.
00:28:13: Naja, es ist ja nicht nur mit Freude.
00:28:16: Ich merke das auch.
00:28:17: Also je mehr unterschiedliche Gremien ich dann hatte, desto mehr verweigerte ich, mich irgendwas noch mal zu erzählen.
00:28:24: Ich habe jetzt den ganzen Tag darüber geredet und jetzt muss mal Schluss sein.
00:28:28: Und dann fühlten sich die anderen Familienmitglieder ja ausgeschlossen und nicht mehr.
00:28:33: meinen Sohn sagte dann immer, ja also man kann ja jetzt an deinem Leben gar nicht mehr partizipieren und so etwas.
00:28:42: Ja, das hat sich gedreht über die Zeit.
00:28:44: Und jetzt sind wir aber ja schon in der Auftauchphase gelandet.
00:28:49: Und jetzt, wenn ich einfach mal so meinen Eindruck, ich sehe Riccada oft.
00:28:53: Wir sind auch oft gemeinsam auf einem Podium, öfter als früher.
00:28:57: Das hat ganz unterschiedliche Gründe.
00:28:59: Und Riccada kommt rein und alles schaut auf Riccada viel stärker als du noch.
00:29:07: In meiner Wahrnehmung.
00:29:08: Ich rede jetzt nur über meine Wahrnehmung.
00:29:10: Ich war ja in diesem Situationen auch noch ein Parteivorstand warst.
00:29:15: Mir kommt das so vor, als ob dir die Leute jetzt stärker zuflöken, als ob sie mehr Selfies machen.
00:29:22: Riccata steht immer in einer Traube von Selfies.
00:29:26: Also das ist eigentlich kein... Dann muss die Moderatorin sagen, wir wollen jetzt mal anfangen.
00:29:30: Kaum ist diese Diskussion vorbei.
00:29:32: Stürzen Sie wieder alle auf Riccada.
00:29:34: Du machst es mit einer absoluten Gelassenheit.
00:29:37: Aber sie ist also... Das Wort Diva passt auf deine Art nicht.
00:29:41: Ich meine nicht, dass du sozusagen divanartig bist.
00:29:45: Aber dieses Publikum... Schmeiß ich so auf sie, als ob da jetzt eine Maria Kallers oder so irgendwas geben.
00:29:54: Das
00:29:54: ist wirklich meine Meinung.
00:29:58: Und das, was mir von vielen gesagt wird, die also mit nichtem Anhänger von den Grünen sind, das absolute Gegenteil.
00:30:06: Und so Ricarda Lang, seitdem sie jetzt keine Parteivorsitzende mehr ist, der kann man jetzt so richtig zuhören.
00:30:13: Also, die redet ja ganz anders und das ist jetzt ja richtig interessant und so.
00:30:18: Sag mal, weißt du, ob die jetzt so ein Sprachttraining gemacht hat?
00:30:21: Und dann sage ich, also, sie spricht doch schon immer gut.
00:30:26: Also, mir wird das so oft
00:30:28: gesagt.
00:30:28: Also, wir haben gerade über Projektionsflächen gesprochen.
00:30:31: Das gibt es ja im Negativen, das gibt es natürlich auch im Positiven.
00:30:35: Und da merke ich schon, und ich glaube, das muss man sich auch immer wieder selbst klarmachen, damit man da nicht abhebt und damit man irgendwie auch realistisch bleibt.
00:30:42: Das passiert natürlich gerade bei mir auch.
00:30:44: Also plötzlich ist ja alles, was man sagt, wahnsinnig originell und wahnsinnig charmant und wahnsinnig witzig.
00:30:49: Und viel grasser als davor, wo ich manchmal denke, also, hätte ich das vor... acht Monaten gesagt, wäre es irgendwie eine langweilige Aussage gewesen, jetzt ist es plötzlich ein bahnbrechende irgendwie Gedanke, den man davor noch nie gehört hat oder sowas.
00:31:03: Also das gibt es glaube ich auch, da spielt natürlich auch eine Medienname, gerade unsere Medien mögen den hohen Ausstieg, sie mögen den harten Fall und der Wiederaufstieg ist natürlich so das spannendste, was man irgendwie tun kann, wenn man mit Erwartungen bricht.
00:31:17: Und dann kommt aber der Teil dazu, wo ich mich auch real Freie Fühle.
00:31:23: Also ich glaube, das ist schon ein Mix.
00:31:24: Es gibt diesen Teil der Projektionsfläche und es gibt aber durchaus auch den Teil, wo ich wirklich das Gefühl habe, ich bin freier in dem, was ich sage.
00:31:34: Ich bin ehrlicher bei mancher Aussage und wo es mir manchmal so vorkommt, durch das der Junge Kandidieren damals bei den Parteivorsitz, was ein sehr großer Sprung ins kalte Wasser war.
00:31:44: Hat ich am Anfang immer das Gefühl, ich beweisen muss, was ich nicht bin.
00:31:47: Also ich hatte immer das Gefühl, ich muss zeigen, dass ich nicht zu jung, nicht zu links, nicht zu radikal bin.
00:31:52: Und irgendwann ist mir ein Doch aufgefallen, nach dem Rückbritzt, vielleicht hat man manchmal so viel Zeit damit verbracht, zu zeigen, wer man nicht ist, dass ein bisschen verloren gegangen ist, wer man ist.
00:32:01: Ich wollte eigentlich noch mit einer Episode genau das unterstreichen, was Jutta gesagt hat.
00:32:07: Es gab neulich eine Veranstaltung später am Abend.
00:32:12: Es stand ich neben Ronja von Rünner und wir schauten auf einen Tisch, da saßt Urikada in einem weißen Kleid um dich drum herum, ganz viele Männer, ich nenne jetzt keine Namen, aber sagen wir so, es war von CDU bis Grüne, waren die da vertreten und wir sagten so Scherzesalber, also wenn jetzt noch Rosen auf dem Tisch stehen würden, würde man denken, wir sind ja hier bei der Bachelorette, wer kriegt denn jetzt eine Rose von dir?
00:32:32: Also ich kann das nur bestätigen, was Jutta beschrieben hat und die Politik und Kommunikation hat ja auch gesagt, du bist jetzt Parteivorsitzende der Herzen.
00:32:39: Was schon eine interessante Entwicklung ist, weil es natürlich ganz oft so ist, dass eigentlich Menschen ja auf eine Amtsmacht schauen.
00:32:47: Und das sozusagen mit dem Wegfall der Amtsmacht, wo man sagen kann, jetzt hat es ja für weniger Einfluss, kann ja gar nicht mehr so viel für die Leute tun, du aber nochmal interessanter geworden bist.
00:32:57: Vielleicht liegt's da darin, dass du jetzt wieder mehr redest.
00:33:01: Vielleicht ist die Beratung meines Mannes
00:33:03: so ein Durchschlag.
00:33:09: Vielleicht zumindest, weil ein Druck weg ist.
00:33:10: Aber wenn wir noch mal, bevor wir bei dieser jetzt doch sehr interessanten, schönen Zeit sind, noch mal die Tage und Wochen bevor du und deinen Co-Vorsitzender zurückgetreten sind.
00:33:22: Es lief ja, also ich sag mal, lief ja schon eine Weile so.
00:33:25: Es gab ein paar Probleme und wie immer ist es so, Parteivorsitzende sollen möglichst niemanden auf dem Schlips treten in der eigenen Partei, aber sie sollen alle Probleme lösen und wenn Schulden für alles zuständig sein.
00:33:35: Und der, der zurücktritt, nimmt ja auch die Schuld auf sich.
00:33:38: Obwohl jetzt mal so meine Vermutung als Außenstehende ist, dass es jetzt nicht so, dass alle Probleme hausgemacht waren und schon gar nicht alle auf dich in einen Kurvorsitzenden zurückging.
00:33:49: Warum habt ihr euch trotzdem dazu entschieden quasi ja?
00:33:52: nicht nur an Amtlos zu werden, sondern damit auch öffentlich zu sagen, na ja, irgendwie sagen wir schon, wir sind dran schuld.
00:33:59: Weil ja nie eine alleine schuld ist.
00:34:02: Wenn aber alle immer sagen, wir sind doch nicht alleine schuld, dann werden halt nie irgendwo Konsequenzen gezogen.
00:34:06: Also das hätten wir natürlich machen können in dieser Situation.
00:34:08: Das war ja nach der Wahl in Brandenburg, wir waren in Brandenburg, aus dem Landtag gefallen, wir waren zwei Wochen davor in Thüringen, aus dem Landtag gefallen, Sachsen ganz eng reinkommen, was wirklich auch ... Unfassbar schmerzhaft war auch, weil ich gesehen habe, wie sich die Leute da in Brandenburg, in Sachsen, in Thüringen, wie ich den Arsch aufgerissen habe, über Jahre hinweg unter schwierigsten Bedingungen.
00:34:25: Und dann kann man natürlich danach und jetzt auch gute Argumente dafür geben, zu sagen, ja, om mit mich so nicht allein verantwortlich, wir können auch auf das schauen, wir können auf das schauen, wir können auf das schauen.
00:34:34: Nur es kann jeder andere auch machen und dann gibt es halt so eine Tendenz zum Weiterso.
00:34:38: Und die habe ich schon erlebt nach diesen Wahlen.
00:34:40: Das hatten wir in der SPD damals, das war auch noch bevor Kevin Kühner seinen Rückzug anordnet hat, der ja wiederum andere Gründe hatte für deutlich persönlichere, gesundheitlichere, aber bevor er den Druck hat, der ich das Gefühl hatte, Wahlen sind ja für Bürgerinnen und Bürger.
00:34:54: oft nicht nur ganz rational im Sinne von ich will das genau dieses Wahlprogramm durchgesetzt wird.
00:35:00: Und deshalb will ich die Partei, damit es nachher die Zusammensetzung im Landtag gibt.
00:35:04: Sondern es ist ja auch ein sehr nahes Gefühl und ich will dir eine Rückmeldung geben, ob ich zufrieden bin oder nicht.
00:35:09: Und da muss man sagen, diese drei Wahlen haben der Ampel eine sehr klare Rückmeldung geben.
00:35:13: Sehr viele Leute sind gerade verdammt unzufrieden.
00:35:15: Und meine Sorge war, wenn dann das Gefühl entsteht, die kriegen das noch nicht mal mit.
00:35:20: Die Botschaft kommt bei denen noch nicht mehr an.
00:35:22: Am Tag nach der Wahl stellen sich alle drei Parteien hin und sagen, wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen, wir werden dieses Ergebnis jetzt gemeinsam auswerten und dann Konsequenzen ziehen und dann kommen niemals irgendwelche Konsequenzen.
00:35:33: Dann wird das diesen Frusten, diesen Vertrauensverlust so stark nochmal erhöhen.
00:35:38: Und deshalb war das für mich eigentlich eine... Unser kleiner Signal, unsere Entscheidung war nicht nur ein Signal, sondern eine tiefgehende Entscheidung.
00:35:47: ging das weiter so.
00:35:48: Hast
00:35:48: du dir einen Moment Gedanken gemacht, was das bei jungen Leuten auslöst?
00:35:52: Also das war, ich habe ja dieses unglaubliche Privileg in jedem Semester, neue Erstimmatrikulierte dazu haben, mit ihnen darüber zu sprechen.
00:36:05: Und für die war das verheerend.
00:36:07: Also dieser Doppelpack zwischen Kühnert und dir.
00:36:11: Und dann sind plötzlich diese jungen weg, die da die Gallionsfiguren waren.
00:36:17: Das war für die Jugend hart.
00:36:19: Ja, weniger als ich es danach habe, weil für mich auch nicht absehbar war, dass Kevin eine vergleichbare Entscheidung innerhalb von kürzester Zeit treffen.
00:36:26: Und da gab es auch für mich überhaupt keine Anzeichen darauf.
00:36:28: Und ich glaube, es war tatsächlich die Doppelung, die es so hart gemacht hat.
00:36:31: Also man so geführt, da ist eine neue Generation.
00:36:34: Reinkommen und gibt auf und ihr auch ein bisschen.
00:36:38: Er
00:36:38: muss aufgeben.
00:36:40: Ist das eine Aufgabe?
00:36:41: Dann sage ich gleich noch was dazu.
00:36:43: Aber erst mal natürlich dieses Gefühl von, da sind junge Generationen rein und die gehen wieder.
00:36:46: Und ich glaube auch so ein bisschen das Gefühl von... die die wollen, dass sich was verändert, hören auf, die die wollen, dass also bleibt, wie es immer ist, bleiben halt auch für immer da.
00:36:54: Das war schon so ein Gefühl.
00:36:56: Ich habe mir spezifische bejunge Frauen Gedanken gemacht, also auch, weil ich da ja doch so stark in der Öffentlichkeit auch als polarisierende Figur von Leuten, den als Vorbild gesehen haben, bis zu Leuten, die ein Jahr genau auch in diese Rolle bekämpft haben.
00:37:08: Dann habe ich aber gedacht für mich, Ist es überhaupt ein Scheitern?
00:37:12: Bin ich jetzt für die ein schlechtes Vorbild, weil ich sozusagen gescheitert bin oder weil ich aufgegeben habe?
00:37:17: Und das ist ja so ein Grundgedanke, von Rücktritt ist immer ein Scheitern und irgendwie ein Aufgebener.
00:37:22: Das
00:37:22: war nicht der Punkt, meine Studierenden haben das so nicht gesagt.
00:37:26: Die haben gesagt, man gibt der Jugend keine Chance.
00:37:30: Ja, es war ganz klar, das Etablissement der Parteien drängt die raus.
00:37:35: Es war kein individuelles Scheitern.
00:37:37: Weder bei dir noch bei Kevin.
00:37:39: Das habe ich jetzt nie gehört.
00:37:41: Jetzt bin ich da in dieser Bubble von Akademikern.
00:37:44: Überhaupt gar keine Frage.
00:37:46: Aber es wurde nie individualisiert auf euch, sondern ganz im Gegenteil, das sind unsere zwei Fixpunkte.
00:37:52: Das ist ein strukturelles Problem, Ergo.
00:37:55: Es lohnt sich überhaupt nicht, dass wir uns da engagieren, weil niemand will uns.
00:38:01: Da habe ich mir schon Gedanken gemacht, und das ist auch für mich jetzt gerade ein Grund, meine jetzige Rolle durchaus auch sehr stark zu nutzen, weil vielleicht auch zeigen zu können, ich finde, es gibt Probleme im politischen Betrieb.
00:38:11: Ich habe mich auch sehr bewusst entschieden, über die zu reden.
00:38:13: Ich hatte da auch manche Stimmen aus der einen Partei, aus anderen, die gesagt haben.
00:38:17: Warum machst du es denn damit, spielst du doch den Falschen in die Hände?
00:38:21: Weil ich immer sage, nee, ich glaube, wir haben auch manche Kritik am politischen Betrieb.
00:38:24: Viel zu sehr AfD oder BSW überlassen.
00:38:26: Die haben aber eine andere Erzählung.
00:38:28: Deren Erzählung ist, das sind alle Schweine, und das ist dem als solches falsch.
00:38:30: Meine Erfahrung ist, ich habe in jeder demokratischen Partei Leute kennengelernt, wo ich merke, die gehen da rein, weil die weiß verändern wollen, weil die von einem besseren Welt kämpfen.
00:38:39: Derin Definition von besser ist oft eine ganz andere als meine, aber das ist ja auch gut so.
00:38:43: Und die werden über die Zeit zynischer, zurückgenommener, ziehen sich irgendwie auch zurück.
00:38:48: Und für mich war es deshalb auch ein Punkt, einmal den Vorhang ein bisschen wegzuziehen, um hoffentlich was zu verändern, um auch in Zukunft mehr Raum für diese Perspektiven der Politik zu schaffen, aber auch um Leuten zu zeigen, dass was du vorher angesprochen hast, es ist auch nicht so, was man nur mit einem... Spitzenamt gestalten kann.
00:39:04: Es ist nicht so, dass Macht nur da liegt, wo Formellemacht liegt.
00:39:08: Und vielleicht können wir uns auch manchmal unsere eigenen Räume in der Politik schaffen und da seid ihr willkommen und da könnt ihr was bewegen.
00:39:14: Das heißt für mich ist das Weiterwirken nach meinem Vorsitzendenamt auch immer so ein Zeichen an diese Generation, dass ich aufgehört habe, Verteile vor Sinne ist kein Zeichen, dass man nichts bewegen kann, sondern vielleicht können wir neue Wege.
00:39:27: Machen vielleicht können wir auch.
00:39:28: die Spielregeln sind oft gegen uns gestellt, vielleicht können wir neue Spielregeln schreiben.
00:39:31: Also ich dachte mir auch, dass irgendwie dein Einfluss, ich würde das jetzt mal so als informelle Hebel einer nicht mehr Partei vorsitzenden sehen, oder dass du eigentlich an Macht gewonnen und nicht an Macht verloren hast.
00:39:45: An Kommunikativ.
00:39:46: Genau.
00:39:46: An Kommunikativ.
00:39:46: An
00:39:46: Kommunikativ.
00:39:47: An Kommunikativ.
00:39:47: An Kommunikativ.
00:39:48: An Kommunikativ.
00:39:48: An Kommunikativ.
00:39:49: An
00:39:50: Kommunikativ.
00:39:50: An Kommunikativ.
00:39:50: An Kommunikativ.
00:39:51: An Kommunikativ.
00:39:51: An Kommunikativ.
00:39:52: An Kommunikativ.
00:39:52: An Kommunikativ.
00:39:53: An
00:39:53: Kommunikativ.
00:39:53: An Kommunikativ.
00:39:54: An Kommunikativ.
00:39:54: An Kommunikativ.
00:39:55: An Kommunikativ.
00:39:55: An Kommunikativ.
00:39:55: An Kommunikativ.
00:39:56: An Kommunikativ.
00:39:57: An Kommunikativ.
00:39:57: An Kommunikativ.
00:39:58: An Kommunikativ.
00:39:59: An Kommunikativ.
00:40:00: An Kommunikativ.
00:40:03: An Kommunikativ.
00:40:07: An Kommunikativ.
00:40:08: An Kommunikativ.
00:40:11: die interessanterweise gewonnen wurden.
00:40:14: Und ich mich ja immer noch frage, warum eigentlich?
00:40:18: Was macht Riccardo jetzt so anders?
00:40:20: Und ich komme mir ja immer wieder auf einen wirklich ziemlich sozusagen basalen Grund, der auch da drin liegt, dass du anders aussehst.
00:40:28: Das wird ja auch oft gesagt, sie ist jetzt so hübsch.
00:40:32: Ja, das wird ja genau auch in dieser Konnotation.
00:40:37: Ich glaube, es spielt tatsächlich mit rein, dass es schon auch mein Gefühl, weil es mit so einer Selbstoptimierung verbunden wird.
00:40:42: Also ich glaube, die Leute sind nicht selbst faszinierend, hätte ich nie so erwartet, wie sehr Leute damit verbindende... Disziplin.
00:40:50: und die arbeitet an sich und die kriegt was hin, wo ich mir denke, wisst ihr, wie diszipliniert ich in meiner Zeit als Parteivorsitzende war?
00:40:55: Ich meine, du kennst das Katja, von morgens bis abends durcharbeiten, jedes Wochenende da noch hinfahren, da noch den Vortrag machen, die Videokonferenz auch machen.
00:41:05: Also die Vorstellung, dass die Frage, wie diszipliniert ich lebe, allein auf meinen Körperzustand, reduziert wird, finde ich wirklich...
00:41:11: Okay, das sagt ja hier total absurd.
00:41:14: Und auch so etwas von sexistisch.
00:41:17: Ich stehe dann da immer... und denke, also, ja, aber ich glaube,
00:41:22: das funktioniert viel.
00:41:24: Ich glaube
00:41:25: wirklich,
00:41:26: dass dieses ... diese Hände hin.
00:41:30: Und dieses, ach, interessant, ich habe mir wirklich auch mal die Mühe gemacht an sich schauen, ob sich jetzt eigentlich inhaltlich so viel was anderes sagt als vor zwei Jahren.
00:41:40: Ich kann da diese großen Unterschiede überhaupt nicht sehen.
00:41:43: Du trägst sie anders vor, du bist selbstsicherer, das finde ich schon.
00:41:46: Und natürlich ist die Art und Weise, niemand was vorträgt, auch verbunden mit, wie man die Empfänger sozusagen erreicht.
00:41:56: Aber das ist jetzt so viel revolutionär oder inhaltlich anders.
00:41:59: Ich habe dich ja immer mal auch während einer Zeit als Parteivorsitzender gesprochen und jetzt danach.
00:42:03: Und das ist jetzt gar nicht in der Sache so viel unterschiedlich, aber es ist schon ein bisschen Druck, glaube ich, von deinen Schulden genommen.
00:42:10: Oder du wirkst da etwas leicht.
00:42:12: Und was ich aber nochmal sagen wollte, was ja das Spannende ist, wenn man mit achtundzwanzig Parteivorsitzende wird und dann drei Jahre später, also mit einund dreißig, da denken manche noch nicht mehr an stellvertretenden Parteivorsitzende.
00:42:25: Und danach quasi, dass man nicht, also man hat das ja ganz oft das alte ehemalige Vorsitzende irgendwie von der Seitenlinie auskommentieren.
00:42:33: Und das ist ganz oft eigentlich so ein bisschen die Rolle, die Alten von der Muppetschow, von der Seitenlinie, die eigentlich nochmal zum Ausdruck bringen, dass die Nachfolger das nicht so gut machen, wie man es selber gemacht hat.
00:42:42: Das ist so eine Figur, nicht sehr sympathisch.
00:42:44: Also ich fand die Rolle nie sympathisch.
00:42:46: Und das ist ja vollkommen klar, wenn wir jetzt eine Zeit sind, wo junge Leute führende Positionen haben, dass man da irgendwie andere Sachen war, weil du kannst jetzt ja ab ein und dreißig jetzt äußere ich mich nicht mehr, weil ich will nicht als ehemalige Parteipartei besitzen, die jetzt die Klappe halten.
00:42:59: Und dann wird das für dich schon noch mal dich fragen, wie hast du das geschafft bei all den Anfeindungen, auch mit einem Ende, was vielleicht nicht das Schönste war, dass du so frei von Verbitterung, nicht frei von Kritik, aber du wirkst komplett frei von Verbitterung.
00:43:15: Was war da deine Magie, dein Geheimnis?
00:43:18: Was wäre die Empfehlung für Leute in der ... ähnlichen oder vergleichbaren Situationen.
00:43:22: Ich sag das gleiche, weil du gesagt hast, diese Rolle mit einem Dreißig, das ist was anderes als mit sehr oft davor.
00:43:28: Ich hatte tatsächlich ein ganz interessantes Gespräch mit einem ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten, der zu mir meinte, sie sind der jüngste Elder Statesman, den dieses Land wahrscheinlich je gesehen hat.
00:43:38: Das war ja eine ganz lustige Bezeichnung.
00:43:39: Aber es ist ja tatsächlich
00:43:40: so, dass es auch
00:43:41: ganz interessant ist, weil ich
00:43:43: wahrscheinlich gerade eine Rolle einnehmen.
00:43:45: die eigentlich fast noch nie von der jungen Frau eingenommen wurde.
00:43:48: Also sozusagen eigentlich oft eher ein bisschen den älteren Herrener-Emma vorbehalten ist.
00:43:53: Und gleichzeitig aber auch genau das zu navigieren, was du beschrieben hast.
00:43:56: Und ich hoffe, dass mir das gelingt.
00:43:58: Mein Anspruch ist auch sehr solidarisch, mit den Leuten zu machen, die jetzt in der ersten Reihe stehen, dass mir gerade nicht um das Meckern vom Seitenrand geht.
00:44:04: So wirklich ums weitere mitgestalten, weil ich sage, ich werde nicht mit ein, dreißig sagen, die nächsten acht Jahre mache, ich sitze hier zum Parlamenten, mache irgendwie so wirklich notwendige Statements und ich will ja mitgestalten.
00:44:14: Ich habe ja noch Ideen, dass aber eine Solidarität mit den Leuten zu machen, die jetzt in der ersten Reihe sind.
00:44:20: Ich wurde mal gefragt, während ich noch Parteivorsitzende war, wann ich aufhören will mit Politik.
00:44:23: Und ich hab mir da nie eine Zeitlimit gesetzt.
00:44:26: Ich hab mir nie eine Deadline gesetzt.
00:44:28: Aber ich hab damals allgemein gesagt, wenn ich zynisch werde.
00:44:31: Und das war für mich tatsächlich immer auch meine größte Angst.
00:44:34: Und zwar gar nicht so sehr ... Zynismus heißt für mich gar nicht im ersten Linie den Verlust von Idealen, sondern eher, und das hab ich auch häufiger fast erlebt in der Politik, das sollte zwar noch Ideale haben, aber so eine Vorstellung von ... Aber die Leute sind eh zu doof, damit zu kommen.
00:44:48: Also ich kenne den Weg noch, aber die werden mir eh nicht folgen.
00:44:51: Und dann ist man zu einer besservisorischen Rolle, wo man es ja noch beschreiben kann, wie es eigentlich gehen sollte.
00:44:56: Aber es sich nicht mehr darum bemüht, die Leute davon zu überzeugen, damit zu gehen.
00:45:00: Und dieser Zinismus, ich glaube, da war für mich immer, was mir da, glaube ich, schon sehr geholfen hat.
00:45:05: Das ist jetzt eine relativ kitschige Aussage irgendwie so.
00:45:09: Aber ich schon Menschen wahnsinnig gerne mag.
00:45:11: Also das, was wir gerade beschrieben haben, ist ja eine Resignation eigentlich vor den Bürgerinnen und Bürgern.
00:45:16: Eine aufgehende Menschen und genau, und diese Resignation lag mir immer total fern, weil ich am Ende einen sehr tiefgehenden Glauben an die Menschheit habe.
00:45:25: Also dieses, dass ich davon überzeugt bin, dass der Mensch an sich ein gutes Wesen ist, das irgendwie auch miteinander zusammenleben kann und will ein Wesen, das in Gesellschaft aufgeht, dass Solidarität möglich ist und auch das ganz... Grundlegende Menschen mag, für die ich Politik mache.
00:45:40: Und ich glaube, das hat mir da immer ganz arg geholfen und dem vorgebeugt, eben am Ende zynisch zu werden.
00:45:45: Und ich glaube, da, wo man zynisch ist, wird man wahrscheinlich auch immer verbittert.
00:45:49: Und wie klappt das?
00:45:51: Also durch Interaktion mit anderen.
00:45:54: Viele im Gespräch bleiben.
00:45:55: Also das war für mich, ich war wahnsinnig viel unterwegs als Parteivorsitzende, entteilen auch mal zu viel.
00:46:00: Also da habe ich schon auch gemerkt, nachher, nein, ich weiß nicht, wie es dir ging, aber wo ich manchmal dachte, Vielleicht hätte man auch ein Drittel der Termine, die man gemacht hat, lassen können, sich die Zeit zum Nachdenken nehmen und ein bisschen auch darauf klarkommen, dass man nicht unersetzlich ist.
00:46:10: Ich hatte schon mal mit dieses Gefühl von, wenn ich bei dem Termin nicht bin, dann geht die Welt unter.
00:46:14: Hast
00:46:15: du das Gefühl oder hat man dir das gegeben?
00:46:16: Ich hatte
00:46:17: das schon auch manchmal.
00:46:17: Also ich glaube, der Job zieht ja doch auch manchmal Leute an, die sich selbst sehr wichtig nehmen und ein bisschen kann ich das auch bei mir selbst nicht ganz abstreiten, nicht in so einem sehr... Hybris-Arroganten von, weil ich die geilste bin, sondern schon auch mal in so einem Aufopfernden, oh Gott, die Welt kracht zusammen, aber da hängt natürlich auch eine gewisse Hybris-Shackler trotzdem drin.
00:46:36: Und da denke ich mir schon mal, ich hätte auch wenige machen können, aber weil es mir schon immer total wichtig war, ist dieses viel... unterwegs zu sein, viel aus Berlin nie raus zu sein.
00:46:45: Jetzt nicht als Stadt, ich mag Berlin als Stadt sehr gerne, aber aus dem politischen Berlin raus zu sein.
00:46:48: Weil wir schon manchmal anfangen, nur noch Zeit mit anderen Politikern oder Journalisten zu verbringen.
00:46:53: Also als Leuten, die ganz stark in den Regeln des Berliner Politikbetriebs denken.
00:46:57: Und irgendwann denken wir selbst, das wäre die Bevölkerungsmang, was häufig nicht ist.
00:47:01: Und das kann ein schonmal auch ein bisschen zynisch werden lassen, oder so ein bisschen verbittert werden lassen, wenn er denkt, was macht ihr eigentlich?
00:47:07: Und dann mit den Leuten das Gespräch zu gehen, zu merken, was treibt die wirklich um, was beschäftigt die?
00:47:12: Das heißt, viel zu hören, unterwegs sein, Gespräche schaffen, raus aus Berlin.
00:47:19: Hast du noch viel mit der Mutter zu tun?
00:47:21: Ja,
00:47:21: ganz viel.
00:47:23: Und Geddy ist da, ist sie da mitgegangen, fand ihr das cool, dass du in die Politik gehst?
00:47:27: Ja.
00:47:29: Sie sagte, ich trete jetzt in die Partei und habe meine Eltern wirklich gedacht.
00:47:33: Also jetzt, oh Gott, das Mädchen wird jetzt Politikerin.
00:47:37: Das fand die North Music irgendwie.
00:47:40: Das weiß ich gar nicht, warum eigentlich.
00:47:43: Aber deine Mutter hat das unterstützt.
00:47:44: Total.
00:47:45: Bei mir war es meine Oma.
00:47:46: Die war immer so.
00:47:47: Und
00:47:47: die Tante wahrscheinlich auch.
00:47:49: Nee, meine Oma hat die so skeptisch waren.
00:47:52: Ihr Leben lang CDU-Wählerin, bis ganz, ganz am Ende.
00:47:55: Und die war diese Mischung aus überhaupt die Politik und dann auch die Grünen.
00:47:59: Das fand sie alles ziemlich verrückt und ziemlich abstrus.
00:48:03: Meine Mutter war sehr, sehr stolz und hat das auch immer sehr, sehr unterstützt und auch bis heute.
00:48:06: Und ich meine, da gibt es natürlich auch Momente.
00:48:08: Ich habe vorher erzählt, was mich damals in die Politik gebracht hat mit ihrem Top-Verlust.
00:48:12: Als wir jetzt das Gewalthilfegesetz, also den Rechtsanspruch für Frauenverschutz vor Gewalt und die Finanzierung, weil jede Kita-Mama, jede Bürgermeisterin weiß, was ein Rechtsanspruch ohne Fin-Mitte oder auch Tourist an der E-Mein-Rolle im Senat, was ein Rechtsanspruch ohne finanziell Mittel notwendig ist, das war natürlich danach, habe ich sie angerufen.
00:48:28: Das war schon so ein total emotionaler Moment zu wissen.
00:48:30: Für Menschen wie sie habe ich ein kleines bisschen besser gemacht.
00:48:34: Ich habe auch in einigen deiner Reden deine Mutter, also was spielte die Mutter eine Rolle, aber auf eine sehr schöne Art und Weise war das ein bisschen präsent.
00:48:41: Auch dieser Wunsch nach so sich selbst zu definieren und das ist vielleicht auch was, was ich mich interessant finde, was eben wir vorher auch in Rückmeldungen genannt hat und ich sage gar nicht so andere Sachen in Teilen, wie ich sage, glaube ich auch, da ist viel Projektion.
00:48:54: Ich finde aber, ich bin in meiner inhaltlichen Position viel klarer.
00:48:57: Und das ist ja eigentlich was Spannendes, dass ich eigentlich, würde ich sagen, viel mehr auch mit einer inhaltlichen Position mal anecke oder klarer, die auch verdrehte und trotzdem eigentlich mehr Menschen aus unterschiedlichen Polizien spektrin zuhöre.
00:49:08: Was ja interessant ist, dass diese Vorstellung, ich glaube, das hatten wir Grüne auch lange Zeit, um mit vielen gut zu können.
00:49:15: Da hast du niemand auf die Füße treten, musst du es allen recht machen, musst du die Brücke in alle Richtungen bauen.
00:49:20: Und ich glaube, ihr ist gegenteil, je sicher du in deiner eigenen Position bist, desto einfacher kannst du auch mal persönlich auf den anderen zugehen, desto mehr kannst du eine sinnvolle Debatte führen.
00:49:30: Und ich glaube, das ist mir vielleicht ein bisschen besser gelungen und das geht schon auch auf meine Mutter zurück, diesen Wunsch sich selbst zu definieren.
00:49:35: Ich glaube, wir Grünen haben oft in den letzten Jahren, vor allem in der Regionszeit, so ein bisschen die Deutungshoheit über uns verloren.
00:49:40: Vielleicht auch den Wunsch... Nicht nur meinungsabbildende Kraft zu sein, sondern meinungsbildende Kraft.
00:49:45: Da war vielleicht vieles, was mir passiert ist, auch ein bisschen parallel zu dem, was in Grünen passiert ist.
00:49:50: Und da bin ich wieder sehr zurückgekommen zu diesem, nee, du definierst deinen Weg selbst, du definierst deine Meinung selbst, du definierst selbst wer du bist.
00:49:57: Und dann versuchst du Leute davon überzeugen.
00:49:59: Wie sieht denn jetzt so ein Start in die Arbeitswoche bei dir aus?
00:50:03: Im Vergleich zu Zeiten als Vorsitzenden in Regierungszeiten.
00:50:06: Ja,
00:50:08: ich stehe immer noch ums thirty-seven auf, aber ich habe nicht direkt die erste Videokonferenz.
00:50:12: Also die Morgenlage gibt es jetzt gerade nicht mehr.
00:50:15: Und dann kommt es ja darauf an, ob es eine Sitzungswoche oder eine Nichtsitzungswoche ist.
00:50:19: Wenn es eine Nichtsitzungswoche ist, bin ich oft auch unterwegs, sonst war es bei mir im Wahlkreis.
00:50:23: Wenn ich jetzt eine typische Sitzungswoche nehmen würde, dann treffe ich mich Montag, Vormittag, mache ich mal mal Sport.
00:50:30: Danach treffe ich mich mit meinem Team, spreche mir ein bisschen die Woche durch, setze mich danach mit meinem Büroleiter zusammen.
00:50:36: Und dann habe ich sich Arbeitszeit, also wo ich mich wirklich hinsetze und mal ein paar Gedanken fasse, weiter denke, auch mehr lese, als ich es in der Zeit als Vorsitzenden noch geschafft habe.
00:50:45: Und die ist mir auch wahnsinnig kostbar und die wird mittlerweile auch mit harten Bandage und Kalender verteidigt.
00:50:50: Und manchmal machst du deine kosmetische Morgen.
00:50:52: Routine vor Insta und Äußerstaat bei deinen Gedanken über Koordination, Verträge und so weiter.
00:50:59: Was mich jetzt wirklich, weil wir jetzt so ein bisschen im Schluss kommen von unserer Stunde, mich interessiert schon deine allgemeine politische Einschätzung zur Lage der Nation, wenn ich jetzt mal etwas sage.
00:51:11: Aber das ist ja durchaus auch ein angemessener Austrock.
00:51:15: Wirkst du ja quickly bendig und sehr auch... würde ich fast sagen optimistisch.
00:51:22: Also du bist ja keine Person, die da immer so ein Ausrufezeichen setzt.
00:51:27: Aber wie siehst du denn auch durchaus also für die selbst deine Macht gegen diese Polarisierung, gegen diese Spaltung, da gegen das Aufkommen und immer weiterer erstarkender AfD vorzugehen?
00:51:41: Also, wie ist ja ich glaube, was dieses Meinungsbildende Kraft angeht, sogar Ehrenmacht zu gewinnen, was natürlich auch eine riesige Verantwortung ist, weil ich die Lage, in der wir es sind, schon als unglaublich ernst sehe.
00:51:50: Wir haben eine Situation, ich habe mal, wie gesagt, im Jahr zwanzigneunzwanziges Crunchtime für die Demokratie.
00:51:55: Also es wird da, um die Frage gehen, gibt es überhaupt noch demokratische Mehrheiten.
00:51:59: Diese Erkenntnis, die ich total habe, führt aber aus meiner Sicht gerade manchmal zu so einem Gerät, wie wir es von Markus Söder erleben, mit der letzten Patrone.
00:52:07: Also dann muss jetzt alles, was jetzt gerade irgendwie da ist, doch in Ordnung sein.
00:52:10: Hauptsache, die kriegen das irgendwie hin.
00:52:13: Und das funktioniert aber aus meiner Sicht nicht, weil das sehr schnell dazu führt, dass die... Antworten, die politisch gerade gegeben werden, kleiner sind als die Probleme, die wir erleben.
00:52:22: Und das sehe ich auch in der neuen Koalition durchaus.
00:52:25: Und ich wünsche dir keinen Scheitern, weil ich glaube, noch eine gescheiterte Regierung wäre nicht gut für dieses Land.
00:52:29: Aber was ich dort sehe, ist zum einen so eine Zukunftsverweigerung.
00:52:33: Also es ist wahnsinnig stark wieder, wir schauen auf das hier und jetzt, wie können wir das irgendwie verwalten?
00:52:38: Aber wir ducken uns weg vor den Zukunftsfragen und es ist auch so eine Wirklichkeitsverweigerung.
00:52:43: Also zu denken, man könnte in der Phase, in der wir uns gerade befinden, Deutsche Wirtschaftsmodell ist grundlegend in Frage gestellt als Export auf Basis von billiger Energie und geringen Löhnen.
00:52:53: Donald Trump wird die Welt in Ordnung grundsätzlich verändern.
00:52:58: Europa steht vor riesigen Herausforderungen.
00:53:00: Und trotzdem eigentlich noch so ein Normalismus vorzuspielen, den Leuten zu sagen, aber keine Angst.
00:53:04: Bei euch verändert sich überhaupt nichts.
00:53:06: Bei euch klappt alles, wie es ist.
00:53:07: Das ist so eine Politik der Konsequenzlosigkeit, auch der gewissen Zumutungslosigkeit.
00:53:11: Und ich finde, gerade als Grüne muss man sehr vorsichtig sein mit diesem Begriff der Zumutung, weil häufig Zumutungen komplett ungerecht verteilt waren.
00:53:18: Zumutungen kamen häufig bei denen an, die eh schon wenig hatten und die wurden verschont, die eh viel hatten.
00:53:23: Das Gegenteil zu machen, nicht drüber zu reden, wird aber halt auch nicht zum Gerechten vertagen für uns, sondern wir müssten es eigentlich aktiv adressieren, dann über die Verteilungsfrage auch reden und uns auch wieder eine Vision zu muten.
00:53:34: Und gerade ist mein Gefühl, demokratischen Parteien haben den Rechten viel zu stark die Visionen, die Veränderungen nach gewisses Träumen überlassen.
00:53:43: Und das müssten wir uns zurückkämpfen.
00:53:45: Und deine Vision für die nächsten fünf Jahre?
00:53:48: Meine Vision?
00:53:49: Für
00:53:49: dich persönlich und für die Gesellschaft.
00:53:52: Für die Gesellschaft wäre es tatsächlich das, dass wir innerhalb der demokratischen Parteien es wieder hinbekommen, um Zukunft zu streiten.
00:54:00: Nicht dauernd Abarbeitung für den Rechten.
00:54:02: Und dann wäre es bei mir ganz persönlich, dass wir es hinbekommen.
00:54:06: die Veränderungen, die gerade weltweit passieren und die auch hier unser Wirtschaftssystem verändern werden, das gerecht.
00:54:15: zu schaffen.
00:54:16: Und da schaue ich vor allem auf die vielen Frauen, die so wahnsinnig viel Leistung tragen in diesem Land.
00:54:20: Ich finde, wir reden viel über Leistungsträgerinnen.
00:54:22: Und wenn wir es hinbekommen in den nächsten fünf Jahren, dass die Frauen, die in der Pflege arbeiten, die in der Erziehung arbeiten, die übrigens auch bei dem Klimaschutz einen großen Teil tragen werden, dass die davon gut leben können, dass die respektiert werden, dass die Anerkennung bekommen, dass wäre eine Vision, die ich ganz, ganz stark habe.
00:54:38: Und meine persönliche Vision ist, dass ich auch in meiner Arbeit jetzt mit einem Ausschuss für Arbeit und Soziales genau dat.
00:54:44: beitragen kann.
00:54:45: Jetzt
00:54:45: hat sie ja angefangen mit der Verabschiedung von Annalena Baerbock.
00:54:52: Geht es dann auch um Kinder?
00:54:57: Ja, das steht natürlich auch.
00:54:59: Hast du da voran?
00:55:01: Die Freude war deinem Gesicht anzusehen.
00:55:06: Aber diese Vereinbarkeit, die Katja angesprochen hat, die sie auch selbst gelebt hat, ist ja gerade in der Politik etwas, was dann nochmal herausforderungsvoller ist als in anderen Bereichen, weil die Politik ja doch, das war ja auch ein Grund, warum ich mich nie irgendwie überwinden konnte, in die Politik zu gehen, weil ich immer dachte, ich gebe sozusagen die ganzen Freiheiten auf meine Lebensgestaltung.
00:55:30: Ich glaube, so unterschiedlich wäre es dann letztendlich gerne gekommen, aber man hat ja so ... Die Bilder, ich habe mir das Bild, dass ich das ja alles noch selbst entscheide.
00:55:38: Wenn der Politik wäre, dann könnte ich gar nichts mehr selbst entscheiden.
00:55:42: Es wird dann entschieden, was ja Wochenenden betrifft und so weiter und so fort.
00:55:47: Wie siehst du denn auf so eine private Zukunft?
00:55:50: Also
00:55:50: Angst tatsächlich gar nicht, auch weil jetzt die ersten Freunde von mir Kinder bekommen haben und ich es einfach wunderschön finde.
00:55:56: Ich finde es auch wirklich faszinierend.
00:55:57: Es hätte ich gar nicht erwartet, wie sehr man so die Kinder von Freunden liebt.
00:56:02: Das ist so ganz schön.
00:56:03: oder irgendwie da Teil davon sein zu können und das erleben zu können.
00:56:08: Das erfreue ich mich total drauf.
00:56:10: Aber natürlich frage ich mich schon, das ist so ein großes Fragezeichen in meinem zukünftigen Sinne von, was wird das noch mal alles durcheinander werfen?
00:56:15: Also auch habe ich das Gefühl, ich werde gerade immer ganz viel geraten, was sind jetzt Ihre Bleierne für die nächsten Jahre, was steht an?
00:56:20: Junge Frauen werden dann immer gleich nach Kindern gesprochen.
00:56:23: Genau, wo ich das auch mache.
00:56:25: Wo ich mich aber schon
00:56:26: ausfahre.
00:56:26: Aber es war so ein schöner
00:56:28: Punkt.
00:56:28: Hier unter uns doch.
00:56:31: Aber das ist natürlich, dass ich ja auch nochmal total verändern kann, was will ich.
00:56:34: Und das kann ich mir schon vorstellen, dass mit Kindern auch die Prioritätensetzung... Und vor allem, weil ich nicht frage, es ist ja, ich finde, es sind zwei Fragen, die ich parallel anstellen werde.
00:56:43: Das eine ist, was ist irgendwie möglich mit Nanny, au pair, was man irgendwie hinbekommt und was will ich.
00:56:50: Und das ist ja, finde ich, in vielen Vereinbarkeitsdebatten, auch wenn es jetzt immer nur darum geht, dass alle Frauen bitte Vollzeit und am besten noch Vollzeit mit Steuerleichtung auf Überstunde.
00:56:59: Das ist das eine zu fragen, was ist irgendwie menschlich machbar?
00:57:03: Und das andere ist von, was wollen wir in Familien?
00:57:06: Also wollen wir Zeit mit Kindern verbringen und was sowohl Frauen als Männer, was brauchen Familien auch als Zeit miteinander?
00:57:12: Und ob das, also ich glaube, bei dem was irgendwie machbar ist, auch dank Vorkämpferinnen wie Dirkart, ja hat sich da schon einiges verändert, bei dem von, was ist wünschenswert?
00:57:21: Das wird schon ziemlich hart werden, das mit dem jetzigen politischen Betrieb zu vereinen.
00:57:26: Vielen Dank.
00:57:28: Es ist ja quasi ein etwas nachdenkliches letztes Wort gewesen.
00:57:33: Aber ich finde, das kann man so stehen lassen, weil das eine sehr großen Punkte ist, die man wirklich zu verändern hat in allen Bereichen.
00:57:41: Nämlich, dass man nicht nur an Geld denkt und an Arbeitszeiten, sondern tatsächlich über Tätigkeiten nachdenkt und damit auch die Zeit in den Vordergrund rückt für anderes.
00:57:54: In diesem Sinne, danke.
00:57:55: Vielen
00:57:56: Dank.
00:57:56: Ich darf euch heute ein Doppel ausbrechen an zwei Politikerinnen, die durchbrechen konnten, sodass ich mir so gar nicht überlegt werde.
00:58:06: Tatsächlich das auch anders, aber das ist ja dann doch schwieriger.
00:58:09: Vielen Dank.
00:58:10: Das war sehr schön.
00:58:10: Vielen Dank für die Einladung.
00:58:16: Der Sprung ins kalte Wasser wird produziert von mir, Jan Wetzel.
00:58:19: Das Ante sein kam von Bonnie Stowef.
00:58:22: Abonnieren könnt ihr den Podcast auf den üblichen Plattform mit Video nun übrigens auch auf YouTube.
00:58:28: Folgt uns und hinterlasst uns doch gerne eine gute Bewertung.
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