Ronya Othmanns Reisen nach Syrien – und die Suche nach einer Sprache für das Grauen
Shownotes
„Es gibt zwei Arten der Sprachlosigkeit: endlos zu sprechen oder nichts mehr zu sagen.“ So beschreibt Ronya Othmann, eine mehrfach ausgezeichnete Autorin, ihr Dilemma: Wie schreibt man über eine Realität, die sich der Darstellung entzieht? Sie berichtet von den Sprüngen, die das Schreiben ermöglichen.
Mit Video findet ihr uns hier: https://www.youtube.com/@DerSprunginskalteWasser
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00:00:01: Es gibt zwei Arten der Sprachlosigkeit.
00:00:04: Entlos zu sprechen oder nichts mehr zu sagen.
00:00:06: So beschreibt unser heutiger Gast eine mehrfach ausgezeichnete Autorin ihr Dilemma.
00:00:11: Wie schreibt man über eine Realität, die sich der Darstellung entzieht?
00:00:15: Sie berichtet von den Sprüngen, die das Schreiben ermöglicht.
00:00:22: Der Sprung ins kalte Wasser.
00:00:24: Mit Jutta Almendinger und Katja Kipping.
00:00:27: Heute zu Gast, Ronja Ottmann.
00:00:30: Wir freuen uns sehr, dass wir heute einen Gast haben, nämlich die Journalistin und Schriftstellerin Ronja Ottmann.
00:00:36: Hallo, herzlich willkommen.
00:00:37: Hallo.
00:00:39: Ganz am Anfang, aber Jutta, wie immer, meine Frage ist schon eine Weile her, dass wir zusammen diskutiert haben, was ist denn bei dir Neues so passiert?
00:00:48: Ich hatte mir das überlegt und ändere jetzt meine Meinung, weil ich seit vier Tagen tatsächlich Ottmann Ronja, Ottmann Ronja lese.
00:00:57: Und eingetaucht bin in wunderbarer Gedichte, in wunderbare Essestücke, auch in ihrer Kolumne in der Zeit und bei der FHS.
00:01:06: Die Kolumne ist bei der FHS, bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
00:01:10: Sie war auch in der Zeit geschrieben.
00:01:12: Und von daher tatsächlich mit der Landkarte neben dem letzten Buch, die heiße nach Syrien saß.
00:01:17: Und das ist eindrucksvoll und bringt uns auch gleich zu unserem Gast.
00:01:22: Aber zuerst darfst du erzählen, was dir so wiederfahren ist.
00:01:27: Ich bin so beeindruckt, mit einer Landkarte zu lesen.
00:01:29: Das habe ich mir immer vorgestellt und nie geschafft.
00:01:33: Das
00:01:33: ist meine Unwissenheit.
00:01:34: Ich habe mich wirklich gut in Geografie.
00:01:36: Ich hatte Klatte ein, immer.
00:01:39: Aber ich war lost, als ich dieses wirklich so nicht nur historisch, sondern auch geografisch exakte Buch gelesen habe, das ich es nicht lesen konnte, ohne Religionsgemeinschaft neben mir zu haben, Historie neben mir zu haben und eine Landkarte.
00:01:56: Also es ist nicht so, dass das üblich ist, wollte ich da mal sagen.
00:01:59: Aber es ist schwer beeindruckend.
00:02:01: Dann spreche ich auch über Bücher, die ich bei mir auf dem Nachtisch liegen habe, ganz oft irgendwelche Sachen, die neu sind, die ich von irgendwo her bekomme.
00:02:09: Aber gerade eben habe ich für mich entschieden, mal wieder ein Buch, was mich seit Jugend immer begleitet, nochmal neu hervorzuholen.
00:02:16: Und das ist von Christa Wolf, Cassandra, einen Versuch sozusagen aus weiblicher Sicht, die antiken Geschichten erneut zu interpretieren.
00:02:26: Lese ich auch gerne.
00:02:27: Ja, ich sehe es.
00:02:28: Ich habe auch irgendein Vogelis, zusammen mit Mai Röcke und Ovid.
00:02:36: Ja, ist das das?
00:02:37: Damit sind wir schon bei der Antike.
00:02:39: Aber vielleicht nochmal ganz herzlich willkommen, liebe Ronja Ottmann.
00:02:42: Es freut uns sehr, dass du zugesagt hast, hier bei uns im Podcast mit uns ins Gespräch zu kommen.
00:02:48: Zum Titel passend die Frage, was würdest du sagen, war dein Leben ein ganz entscheidender Sprung ins kalte Wasser?
00:02:56: Ja, vielleicht der letzte oder der wichtigste, vielleicht vom ganzen Leben, weiß ich gar nicht, aber wahrscheinlich war in den Autonomeregion Kurdistan im Irak.
00:03:09: Das war auch nicht, dass ich darüber so lange nachgedacht habe.
00:03:11: Also ich konnte lange nicht mehr, also ich bin früher als Kind immer zu meinen Großeltern in ein kurdisch-hisidisches Dorf, dort aus Syrien gefahren.
00:03:21: Und ich war lange dann nicht mehr dort natürlich.
00:03:24: also wegen den Umständen.
00:03:26: Und hatte aber auch Verwandte in der Autonomregion Kurdistan im Irak und ich habe einen Flug gebucht.
00:03:32: Und eigentlich wollte irgendwie auch mein Vater mitfahren, konnte dann irgendwie doch nicht.
00:03:37: Und dann bin ich einfach geflogen und bin, ja, ganz am Anfang wusste ich auch gar nicht, zu welchen Verwandten ich jetzt gehen soll.
00:03:45: Ich bin dann zu welchen gegangen, die ich das letzte Mal irgendwie als Kleinkind gesehen habe, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte.
00:03:51: Und das war vier Jahre nach dem Genozid an den Jesiden.
00:03:55: Und der IS ist zwar nicht in dieser autonome Region Kodes dann eingefallen, aber die Spuren dieses Genozids waren überall zu sehen.
00:04:03: Deswegen müssen wir an dieser Stelle, wenn man sagt, mein Sprung war eine Reise, da haben man die Vorstellungen,
00:04:08: man bruchte Flut und Hotel
00:04:11: und das ist alles sicher.
00:04:12: Das ist ja bei dir ein Aufbruch auch uns komplett ungewisse gewesen, weil dieser Region ja ganz ... Traumatisches passiert ist seit deinem letzten Besuch dort.
00:04:24: Genau, also diese Reise war vielleicht jetzt... Also die Autonomerik Kultus war relativ sicher, aber es war natürlich alles angespannt, weil der IS auch nicht überall besiegt war.
00:04:35: Und ja, also ich bin... Also es war die erste Reise und ich glaube zu diesem Einsprung kamen dann so viele, die eigentlich mit diesem einen zusammenhängen.
00:04:46: Es war dort also so... bei meinen Verwandten erstmal, also ins Lemanie natürlich.
00:04:52: Und dann sind wir auch immer in diese IDP Camps gefahren, wo die Jesiden untergebracht waren, die aus Schinger geflohen sind.
00:04:59: Dann waren wir auch bei Verwandten im Schinger.
00:05:00: Noch mal ganz kurz, IDP Camp meint ein Lager, erklärst du nochmal für die Zürnchen.
00:05:05: Ja, warum sind da Menschen hingeflogen?
00:05:07: Genau.
00:05:08: Also die sind, also man muss sich das so vorstellen, so die autonome Region Kulistan.
00:05:14: Damals, im Grunde, es gibt Städte, es gibt Dörfer und es gab so riesige Zeltstädte und ja, Zeltstädte eigentlich, so Großstädte aus Zelten bestehend.
00:05:27: In der ganzen Region, wenn man dann so rumgefahren ist, man hat nur diese, also links und rechts und es sind ja teilweise sehr weite Landschaften, dann hat diese riesigen Flüchtlingslager.
00:05:37: Und da waren zum einen Flüchtlinge aus Syrien drin, zum anderen aber auch die Jesiden, die aus Shingal geflohen sind.
00:05:45: Und die Überlebende des Genozids an Jesiden.
00:05:47: Genau.
00:05:48: Und da waren wir dann viel.
00:05:50: Und auch bei unseren Verwandten aus Shingal dann, die auch geflohen sind, aber in einer anderen Region dort.
00:05:55: Genau.
00:05:56: Also das war dieser erste Sprung.
00:06:00: Und der war irgendwie krass, weil ich wusste ja, was passiert ist.
00:06:08: Also ich habe das natürlich wie alle mit einem isilischen Hintergrund.
00:06:12: irgendwie.
00:06:12: ab dem dritten August wussten wir was passiert und waren in einer Art Schockstarre.
00:06:19: Aber es ist etwas anders, wenn man das aus der Ferne weiß und auch immer wieder mitbekommt, als wenn man dann vor Ort physisch dieses Ausmaß sieht.
00:06:29: Zum Beispiel, wenn man in so einen Camp fährt und dann sieht, wie die Leute da leben.
00:06:33: und Familien sieht, wo nur noch eine Person übrig ist, beispielsweise.
00:06:37: Oder also diese ganzen Geschichten, die man dann erfährt.
00:06:41: Und das ist etwas anders so aus der Theorie und ja, nicht nur aus der Theorie, aber aus der Ferne irgendwie, als wenn man das dann vor Ort sieht und dann natürlich noch direkt in dieses Schengal-Gebiet fährt.
00:06:55: Das ist nochmal ganz anders.
00:06:56: Ich
00:06:56: möchte da vielleicht doch nochmal unsere Hörerinnen und Hörer ein bisschen verpolen.
00:07:02: Man muss das schon einordnen.
00:07:05: Sie ist ja seit three-neunzig geboren.
00:07:07: Also sie hat die Erfolge zu diesem Zeitpunkt gehabt, die sie jetzt gar nicht erwähnt hat, die die auch sein können, der Sprung.
00:07:15: war der Sprung in das erfolgreiche Leben einer Journalistin, einer Autorin.
00:07:19: Die Seeße früh ausgezeichnet wurde schon im Alter von zwanzig, wenn ich das, das ist super.
00:07:25: Also auch dann noch in München von der Wolfgedächtnispreis war das.
00:07:32: Man muss aber auch verstehen, neben dem man war schon in einer gewissen Weise angekommen, bevor man dann noch mal was ganz, ganz Neues entdeckt hat.
00:07:41: dass ihr aus einem Elternhaus kommt, welches ein ganz besonderes ist.
00:07:45: Vielleicht kannst du doch ein kleines bisschen das biografisch erzählen, weil ohne die Biografie, man, glaube ich, nicht versteht, wie sich eine junge, fünfundzwanzigjährige Frau ein Ticket kauft, um dann alleine so ein Flug in ja doch sehr, sehr gefährliches Gelände zu machen.
00:08:05: Ja, ich bin in der ... Kurdisch-Jesidisch-Deutschen-Familie aufgewachsen.
00:08:09: Also meine Mutter ist aus Deutschland und mein Vater ist staatenlose jesidischer Kurde aus Nord-Aus-Syrien.
00:08:17: Das ist auch kompliziert.
00:08:19: Ist er gläubige?
00:08:20: Nee, er ist nicht gläubig, aber er ist aus einer jesidischen Familie und ist jesidensprechend kurdisch.
00:08:29: Und die Jesiden in Nordost-Syrien, also viele und auch die Kurden, die waren ausgebürgert worden.
00:08:36: Genau.
00:08:36: Und deswegen kommt ja aus dieser staatlosen Familie und ist, aus dem syrischen Geheimdienst unter Druck gesetzt worden und ist dann aus Syrien geflohen, nach Deutschland gekommen.
00:08:54: Genau.
00:08:54: Das heißt,
00:08:55: du wurdest auch tatsächlich mehrsprachig erzogen.
00:08:58: Kannst
00:08:58: du die, also da wo du hingereist, also ich könnte mich ja da überhaupt nicht verständigen.
00:09:02: Ja, also mehr oder weniger, also nicht so gut.
00:09:07: Also weil wir halt in München halt erst mal in München geboren und dann dann auf dem Land auch aufgewachsen sind und auch die dort, ihr gabs jetzt eigentlich außer uns jetzt keine kurdischen Menschen damals, jetzt mittlerweile ist es ein bisschen anders.
00:09:21: Genau, also es ist halt irgendwie als Kind was besser, dann war ich lange nicht dort, dann ist es wieder schlechter geworden, dann habe ich es mir wieder versucht zu erarbeiten oder versuche es immer noch weiter zu erarbeiten.
00:09:33: Wenn wir nicht reinkommen, dann ist es gut, wenn ich dann wieder lange nicht... Aber
00:09:36: wenn du deine Reisen machst, jetzt auch dieses letzte Buch, die Reise nach Syrien, bist du doch, so habe ich das Buch gelesen.
00:09:43: Total in der Lage, mit den Personen dort in deren Sprache zu sprechen.
00:09:47: Auf Arabisch nicht.
00:09:49: Also ich spreche zum Beispiel kein Arabisch.
00:09:50: Also wir haben zum Beispiel in der Syrien Reise sehr, sehr viele Leute, die Arabisch sprechen.
00:09:57: Mit denen habe ich teilweise auf.
00:09:59: Also entweder hat mein Vater übersetzen müssen oder Leute konnten Englisch.
00:10:03: Aber Arabisch zum Beispiel habe ich zwar auch mal versucht zu lernen, aber das kann ich nicht.
00:10:07: Genau.
00:10:07: Und das kann zum Beispiel mein Vater.
00:10:10: Aber wir haben auch zum Beispiel jemanden, den wir dort getroffen haben, der aus Deutschland zurückgekehrt ist, zum Beispiel.
00:10:17: Das hat mich beim Lesen so gewundert, dass ich gar nicht wusste, wie genau da kommuniziert wird, weil es gab ja diese wunderbare Stelle, wo ihr Vater zu ihr sagt,
00:10:29: das ist jetzt kein genaues
00:10:30: Zitat, ich schreibe viel schöner als ich rede.
00:10:33: Also meine liebe Tochter, du musst mir den Leuten reden, du bist hier in Syrien.
00:10:40: Steht irgendwie ziemlich vorne.
00:10:42: Ja, ja, ja.
00:10:42: Also, reden auf die Leute zu, gehen, was man hier
00:10:45: anquatschen.
00:10:46: Die anquatschen.
00:10:46: Die
00:10:47: gelernt hatten, dann dachte ich ja, und wie quatscht es Ronja, diese Leute an, mit ihnen welcher Sprache und mit welcher Nähe.
00:10:54: Also in diesem Café, wo diese Szene war, da konnten einige Englisch und manche halt, ja, also so Englisch oder mit Google Übersetzer, wenn es dann irgendwie nicht weiter geht.
00:11:05: Ja, das geht schon, ja.
00:11:07: Genau, aber das war auch eine arabische Stadt, also da, genau.
00:11:12: Und meine Familie sprengt ja kurdisch, also nicht arabisch.
00:11:16: Aber das heißt, du bist sehr, sehr eng mit deinen Eltern, mit beiden Eltern.
00:11:21: Und diese Reise nach Syrien, beide Reisen nach Syrien hast du auch mit dem Vater gemacht.
00:11:26: Das war jetzt mein kleines biografisches, das musste ich jetzt einfach erfragen dürfen, Katja.
00:11:31: Sehr schön.
00:11:34: Die Reise oder der Der Besuch der Region hat ja dann auch bei dir was bewegt.
00:11:43: Du hast ja danach einen Text geschrieben, ne?
00:11:45: Die Erfahrungen sind in einen Text geschlossen.
00:11:48: Gehen wir wieder nach vorne in der Zeit.
00:11:51: Bevor wir aber über diesen Text reden, würde sagen, warum und diese Sprung uns so wichtig ist, weil der nämlich auch dazu geführt hat, dass Texte entstanden sind, die dann Preise bekommen und glaube ich auch hierzulande viel zur Aufklärung beigetragen haben.
00:12:04: Aber lass uns noch mal eine Sekunde in deiner Kindheit verweilen.
00:12:08: Du bist im bayerischen Aufgewachsen mit einem engen Bezug zur kortischen, jesidischen Gemeinde.
00:12:16: Warst dort als Kind eher bei Besuch, so wie man es vielleicht macht, so einen Ferien, nicht formalistisch, sondern einfach als Kind.
00:12:23: Bei der Verwandtschaft gab es Kindheitserinnerungen, die dir besonders wichtig waren oder wo du sagst, die haben vielleicht auch weichen gelegt für spätere Sprünge in deinem Leben.
00:12:33: Ja.
00:12:35: Also, wir sind ja die meiste Zeit mit unserer Mutter gefahren, weil es für unseren Vater teilweise sehr schwierig war, reinzukommen.
00:12:41: Der brauchte immer so eine Sondererlaubnis und hatte dann auch irgendwann Haftbefehl gehabt.
00:12:49: Der hatte ja nie einen syrischen Pass.
00:12:51: Einerseits war das ein Schutz.
00:12:53: Ich glaube, mit dem syrischen Pass wäre es unmöglich gewesen, je reinzukommen wieder.
00:12:57: Aber es war immer sehr schwierig und gefährlich.
00:13:00: Deswegen sind wir mit unserer Mutter gefahren.
00:13:04: Und wir sind dieses Dorf und bei meinen Großeltern.
00:13:07: Und das ist so, wie man sich dieses Dorf vorstellen muss.
00:13:10: Die Häuser sind so aus Leben gebaut.
00:13:13: Es gibt total viele Tiere.
00:13:15: Alle haben irgendwie Tiere.
00:13:16: Es gibt riesige Gärten.
00:13:19: Leben alle von der Landwirtschaft, von Melonen ernte und ... Orangen.
00:13:24: Ja, Orangen, alles,
00:13:26: alles.
00:13:27: Und es ist einerseits, also war es auch sehr lustig, weil ich drei Geschwister hab und dann meine Cousine, meine Zick-Cousin, also auch ein Nachbarhaus, noch mal meine Cousin.
00:13:39: Und andere Kinder haben einfach so lustige Erinnerungen, wir haben da sehr viel gespielt, sehr viel Unsinn gemacht.
00:13:45: Ja, sind ja irgendwie auf diese Dächer geklettert und sind so von Dach zu Dach gesprungen.
00:13:49: Nur Unsinn gemacht eigentlich.
00:13:51: Was man seinem Kind zu
00:13:52: Frust verbieten wird.
00:13:52: Ja, ja, ja.
00:13:54: Wir sind ja irgendwie so da rum und es war sehr lo... Es war...
00:13:57: Hört sich ein wie Ferien.
00:13:58: Ja, ja, ja.
00:13:58: Das ist nicht ein politisches...
00:14:00: Ne, ne, ne, Ferien.
00:14:02: Obwohl wir schon wussten, also wir hatten auch Verwandte in Aleppo.
00:14:05: Meine Mutter hatte Ordensschwestern, mit denen sie befreundet ist.
00:14:09: Auch in Damaskus und so.
00:14:12: Wir sind auch immer wieder... Auch nach Afrien sind wir gekommen, zu verwandten.
00:14:15: Also wir sind auch ein bisschen so rumgekommen, manchmal so ein bisschen.
00:14:18: Aber so im Dorf war es natürlich so halt ein Dorflebens.
00:14:21: Auch manchmal, wenn man älter wird, auch ein bisschen langweilig.
00:14:23: Also es passiert nichts, es ist super heiß, es acht Stunden Stromausfall irgendwie.
00:14:28: Also genau.
00:14:31: Aber was man natürlich, was ich schon wusste in dem Moment, wo ich das erste Mal da war, auch, ich glaube, ich weiß nicht, ob das Wort Diktatur kannte, wahrscheinlich noch nicht.
00:14:39: Aber ich wusste, wo ich dahin fahre.
00:14:41: Also das war alleine, die jetzt nicht mehr sagen, wenn jemand euch fragt, dass ihr nach Kurdistan fahrt.
00:14:50: Sondern jetzt darf man das jetzt nicht mehr sagen.
00:14:55: Ja, auch diese Bilder, also man kommt rein und dann sind diese Diktatorenbilder, also Syrien war ja zugepflastert damit eigentlich.
00:15:03: Und auch dieses, dass man niemanden trauen konnte, eigentlich, dass da so ein Riesenspitzelsystem war, das sind ja auch Leute verschwunden.
00:15:10: Also man hat es schon, das habe ich schon mitbekommen, alles.
00:15:13: und ja, auch dass man... Also
00:15:15: tatsächlich Gefühl, dass dein Vater dir das sagt, also dass du kognitiv das eingebleut bekommst, sondern so intuitiv.
00:15:22: Ja,
00:15:23: genau.
00:15:23: Intuitiv, aber ich habe es auch, natürlich wurde darüber gesprochen, also klar, also da und zwar mal nicht gut auf den Aftesassat-Regime zu sprechen, aber gleichzeitig auch schon man merkte, dass es so eine, ja, so eine... eine sehr, sehr, sehr strikte Diktatur ist, weil überall diese Bilder waren.
00:15:43: Weil das ist ja das Gefühl, wenn man zu lang an dem Platz war, wird man beobachtet.
00:15:47: Also so wie so das, ja.
00:15:50: Also lauter so Dinge, dass man musste auch sehr viel, ähm, wir haben immer, so lustig eigentlich, aber wir haben immer Geschenke für die Verwandten mitgebracht.
00:15:59: und Freunde und immer auch so ein Geschenk für die, also Bestechungsgeschenke sozusagen.
00:16:05: Für die Grenze
00:16:06: oder was?
00:16:07: Ja, für diese Beamten.
00:16:08: Und die haben ja dann auch, das haben die ja schon einkalkuliert.
00:16:11: Also die haben ja schon, die haben einem so lange Probleme gemacht, bis man sie halt bestochen hat.
00:16:16: Und dann irgendwie, was weiß ich, Whiskeyflaschen rübergeschoben hat und Geld rübergeschoben.
00:16:21: Also es war immer,
00:16:22: also beim Kofferpacken, weil das schon eingeplant.
00:16:25: Du hast dann offensichtlich nicht nur die Sogroßigkeit der Kindheit erlebt, sondern schon auch so ein bisschen die Schatten auch in der Region und des politischen Systems, wann und wie begann dann, dass du angefangen hast zu schreiben.
00:16:37: Also man ist ja nicht von heute auf morgen Schriftstellerin, sondern hat sich das dann irgendwann schon angedeutet.
00:16:43: Er ist ja extrem früh angefangen, ja.
00:16:46: Ja, also eigentlich als Kind, also erst habe ich angefangen, auch ein bisschen los, meine Schwester, nicht mehr in beide Tagebuch geschrieben.
00:16:55: Aber wir hatten so, das gab diese Schlösser, die man so knacken konnte.
00:16:58: Das hatte ich auch.
00:16:59: Tausendfach älter als du, aber das hatte ich auch.
00:17:01: Ja.
00:17:02: Und man konnte es einfach mit so einer Nadel, mit einer Nadel auf.
00:17:06: Und ich wusste, sie liest bei mir mit und ich liest bei ihr mit.
00:17:08: War
00:17:08: bei mir und meiner Schwester auch.
00:17:11: Ja, lustig.
00:17:12: Und dann hat man aber schon so für einen Publikum geschrieben, sozusagen.
00:17:15: Also Tagebuch.
00:17:16: Es war da den Tagebuch für meine Schwester.
00:17:19: Ach so.
00:17:19: Ja, ja, ja.
00:17:19: Also, weil ich ja wusste, es wurde gelesen.
00:17:24: Ja, und so hab ich dann, dann gab's, hab ich immer geschrieben und geschrieben und ich hab auch sehr gegen die Lesen, ich hab auch immer so ein bisschen, auch für die Sommerferien immer so ein Streit, wie viel Bücher darf ich mitnehmen, weil es war ja immer begrenzt, das musste ja immer die Koffer so wiegen, wie viel man mitnehmen darf und ich wollte natürlich immer ganz viel Bücher mitnehmen.
00:17:42: Genau, und hab ich immer gelesen, irgendwann gab's eine Lehrerin, die eine kreative Schreibengruppe in der Schule gemacht hat, dann war ich da und so lief das dann so immer weiter.
00:17:52: Aber das war kein Eskapismus.
00:17:54: Es war nicht so, dass du dich in der Schule unwohl oder ausgegrenzt gefühlt hast und deshalb gelesen hast.
00:17:59: Das hört man ja oft.
00:18:02: Oder hat es eine was mit dem anderen zu tun?
00:18:05: Bisschen, aber auch bisschen, dass ich es manchmal einfach interessanter fand, was in den Büchern war.
00:18:09: Also, das habe ich irgendwie mehr interessiert.
00:18:15: Und ja, ich glaube, oh Gott, ich weiß nicht.
00:18:18: Ja, ich habe sehr viel unter der Bank halt.
00:18:20: Nein, nein.
00:18:23: Auch ein interessanter Effekt des Schulbildungssystems, wenn man unter der Bank heimlich Bücher liest.
00:18:27: Es gefällt
00:18:28: mir sehr.
00:18:31: Können wir noch einmal auch um unsere Zögerenden mitzunehmen.
00:18:35: Es ist ja schon mehrmals der Begriff gefallen, dass die jesidischen Wurzeln mit hast.
00:18:40: Viele in Deutschland haben irgendwie gehört, dass sind die, die angegriffen wurden, auf unvorstellbar grausame Anweise vom IS quasi um gezielt sozusagen Vernichtung des jesidischen Volkes als Ziel von Seiten des IS.
00:18:53: Aber bevor wir darüber reden, erst nochmal.
00:18:56: Was macht die Jesiden aus?
00:18:57: Oder wie wird es zu jemandem erklären, was die Jesidinnen und Jesiden
00:19:01: sind?
00:19:02: Ich glaube, das ist ganz wichtig.
00:19:03: Ja, eine Million Personen.
00:19:05: Ja, eine Million, genau.
00:19:08: Und in Deutschland, zweihundertfünfzigtausend, schätzungsweise, also auch einige, die in verschiedenen Zeiten auch nach Deutschland kamen, also die ersten als Gastarbeiter.
00:19:19: in den Siebzigern, Achtzigern, dann auch als Flüchtlinge, also auch kurdisch, weil sie ja auch als Kunden diskriminiert wurden in der Türkei beispielsweise.
00:19:31: Genau, Jesines ist eine Religionsgemeinschaft, die sehr, sehr alt ist, wo es kein aufgeschriebenes, also die Texte werden nicht aufgeschrieben, die werden mündlich überliefert.
00:19:44: Also die heilige Schrift wird halt mündlich weitergegeben von Kebalds, also von Vater zu Sohn sozusagen.
00:19:54: Genau, man kann nicht konvertieren.
00:19:58: Man wird eigentlich rein, also reingeboren.
00:20:00: Eigentlich müssten beide Elternteile jesidisch sein, was bei mir nicht der Fall ist.
00:20:06: Eigentlich müssten sie auch, es gibt ein Kastensystem.
00:20:09: Sie dürfen nicht zwischen den Kasten heiraten, was aber zum Beispiel Jesiden in Afrin schon lange abgeschafft haben.
00:20:15: Es ist nicht überall einheitlich.
00:20:18: Es gibt die meisten Jesiden in der Autonom-Region Kurdistan im Irak, im Shingal-Gebiet.
00:20:30: Und es gibt in Syrien auch einige jesidische Dörfer, also nicht mehr so viele.
00:20:35: Und es gibt in der heutigen Türkei auch einige.
00:20:40: Sie wurden doch Verfolgungswellen immer weniger.
00:20:43: Es gibt auch in Armenien jesidische Dörfer und in Georgien.
00:20:47: Das sind vor allem Jesiden, die geflohen sind vor der Verfolgung.
00:20:51: Genau.
00:20:52: Und, was kann man noch sagen?
00:20:54: Ja, es ist monotheistisch.
00:20:56: Es gibt einen Gott.
00:20:59: Genau.
00:20:59: Ja, Beispiel.
00:21:00: Aber dieses jesidische Spiel dir bei deiner Erziehung.
00:21:05: So wie du jetzt dein Vater beschrieben hast, eigentlich kaum eine Bedeutung, ist nur wichtig, wenn man diese Länder bereist, dass man natürlich weiß, was sind die Religiösen, was sind die kulturellen Hindernisse?
00:21:17: Also was sind auch die Normen und Maßstäbe, die die Leute dann so im Kopf haben?
00:21:22: Ja, also es spielte keine Rolle im Sinne von Glauben, aber es spielte schon eine Rolle, was die Verfolgungsgeschichte betrifft.
00:21:29: Absolut.
00:21:29: Das mit den Religionen hatte ich sehr befasst, auch vonseiten der Mutter, ne?
00:21:33: Ja, es hat mich alles sehr befasst.
00:21:34: Es hat mich angefasst, muss ich sagen, ja.
00:21:38: Auch die Beschreibung, weil sie verbindet ja dieses Buch.
00:21:42: Ich hab mich jetzt auf das letzte Buch konzentriert.
00:21:44: Es hat halt so eine Atemlosigkeit drinnen zu Witze oft beschrieben, sodass man fast in diesem Geschehen drinnen ist und fast mit ihr reist.
00:21:52: Deshalb brauchte ich auch diese Landkarte.
00:21:55: Und die Personen werden ja dann auch alle, obwohl es manchmal so ein Starkattu-Schreibstil ist, Gibt sie dann auf einmal so viele Worte in die Beschreibung von Personen, wie die angezogen sind, wie man lebt, wie die Orangenheine sind?
00:22:14: Man fühlt sich so hin und her gerissen zwischen ganz unterschiedlichen auch Literaturschores, finde ich.
00:22:22: Warum machst du jetzt so, ist das ganz falsch beschrieben?
00:22:24: Nein, überhaupt nicht.
00:22:25: Nein, ich habe nur gerade wieder dran gehabt, wie wir da gereist sind und so.
00:22:32: Also, das ist natürlich...
00:22:33: Weißt du, was ich mich dann gefragt habe?
00:22:35: Also, ich meine, das Letzte ist er dann unterschrieben mit August, und dieses Buch ist es ja schon ein paar Wochen auf dem Markt.
00:22:44: Ja.
00:22:45: Also, ich meine, in welcher Geschwindigkeit schreibst du denn?
00:22:48: Das ist ja der Helle.
00:22:49: Also, ich war fassungslos, wie man so schnell dann... Oder hast du das auf den Reisen geschrieben?
00:22:55: Also, ich habe... Ja, das habe ich... Als Assad gestürzt wurde, wollte ich unbedingt hin.
00:23:02: Ich muss jetzt intervenieren, weil das ist ein total wichtiges Thema und wir wollen über dein aktuelles Buch reden.
00:23:07: Aber bevor wir über dein letztes oder dein frischestes
00:23:11: Buch reden,
00:23:12: müssen wir, glaube ich, weil jetzt waren wir bei der Kindheit nochmal springen zur... der Reise, von der du gesprochen hast, im Jahr zwei Tausend Achtzehn.
00:23:20: Zu dem Zeitpunkt warst du Studierende in Leipzig, im Bereich Literatur.
00:23:25: Hat es gerade einen Text angemeldet für eine Masterarbeit, das weiß ich aus dem Vorgespräch, nur für alles.
00:23:31: Das wusste ich natürlich nicht.
00:23:33: Und hast aber während dieser Reise, wo du dann gesehen hast, also auch sozusagen, was sind die Folgen der grausamen Verbrechen an den Jesidinnen und an Kurdinnen und Kurden, hast angefangen zu schreiben.
00:23:47: Erzähl mal was über den Text, der dabei entstanden ist und der auch dazu geführt hat, dass glaube ich in deiner Hochschulkarriere noch mal was geändert werden muss.
00:23:55: Wichtige
00:23:55: Frage.
00:23:57: Ja, also ich habe genau diesen Literaturinstitut in Leipzig studiert, in der Uni Leipzig, wo man so literarische Schreiben studieren kann und habe diesen Master da angefangen und irgendwie genau habe diese Reise dann gemacht, weil ich war ja fertig mit dem Bachelor irgendwie, hatte so ein bisschen Zeit oder so ein bisschen so dazwischen.
00:24:15: Und bin dann da halt überstürzt eigentlich.
00:24:20: Also ich hab auch diesen Sprung halt wirklich sehr überstürzt.
00:24:22: Ich wollte dann hin und irgendwie... Ja, und als ich halt dort war und halt auch ein bisschen halt so gesehen hab, also nicht nur aus der Ferne wusste, was passiert war, sondern auch wirklich so vor Ort gesehen hab, wie das Ausmaß ist, wusste ich so, ich muss irgendwie davon, also ich muss irgendwie davon erzählen, ich muss also... auf eine Art, auch so das Gefühl, man ist wie so eine Zeugin von etwas geworden.
00:24:48: Und ja, wie mache ich das?
00:24:51: Also erst wollte ich eine Reportage machen, ganz handwerklich.
00:24:56: Und dann wusste ich aber, um das Ausmaß irgendwie zu schreiben, muss ich irgendwie eine andere Form finden.
00:25:03: Und dann hatte ich so ein anderes Projekt und dann war ich wieder in der Uni und dann ging das weiter und irgendwie hat dann mein ... Mein Prof auch gecheckt, dass ich eigentlich was anderes machen will.
00:25:16: Weil ich bin ja auch zu spät gekommen zum Semester deswegen, weil ich dort war und ja, dann habe ich irgendwie, ja, dann habe ich dann angefangen und mit dem eigentlich damit, dass ich keine Sprache dafür habe, das zu erzählen.
00:25:34: Und da habe ich dann immer weiter geschrieben und weiter recherchiert.
00:25:40: Und wusste aber nicht, also es war im Grunde auch so ein Sprung.
00:25:44: Ich hatte keine Handlungen, keine Figuren oder...
00:25:48: Wie ist es, diese ganzen klassischen?
00:25:49: Ja, ich wusste gar nicht, wie soll ich das erzählen.
00:25:53: Und es ist ja wie so unfassbar viel einerseits Material, was man auf den Reisen sammelt, dann auch bei Gerichtsprozessen, von IS-Tätern, dann was ich gelesen habe, dann Gespräche mit Überlebenden, die ja auch in Deutschland sind.
00:26:10: Dann, ich weiß gar nicht, es ist irgendwie so ewig viel in die Vergangenheit zu einem britischen Archäologen, der ja bei den Jesiden-Achzenhundvierzig war.
00:26:18: Und ich wusste nicht, also es ging ja so paar Jahre.
00:26:21: dann, da habe ich langsam geschrieben, das hat sechs Jahre, glaube ich, gedauert, bis es fertig war, genau.
00:26:28: Und ich wusste gar nicht, wie wird das ein Roman, was mache ich da eigentlich?
00:26:33: Also eigentlich wusste ich nicht, was ich mache.
00:26:35: Der Titel heißt, Fionn-Siebzig.
00:26:39: Sag nochmal, was zu erzählen.
00:26:42: Das ist eine symbolische Zahl.
00:26:44: Es war eigentlich die Zahl der genuzidalen Massaka an den Jesiden.
00:26:50: Auch im Osmanischen Reich gab es schon zahlreiche Überlieferte.
00:26:54: Und die Jesiden sangen immer, die waren die Zwei-und-Sieb-Zig.
00:26:56: Und dann haben sie die Zwei-und-Sieb-Zig für einen Anschlag von Al-Qaeda auf zwei jesidische Ortschaften im Schengal.
00:27:04: Und siebzig für den Genozid an den Jesiden.
00:27:08: Genau.
00:27:08: Und es gibt auch ein Wort, was Jesiden verwenden für Genozid, Vermahn.
00:27:12: Das ist aus dem Osmanischen Reich.
00:27:14: Und das heißt Befehlerlass, weil es immer davor, bevor es eine Verfolgungswelle gab, so ein Vermahn gab, sozusagen.
00:27:21: Ja, wie schreibt man über den Genozid?
00:27:23: Welche Sprache geht da?
00:27:25: Du hast ... gesagt, als du angefangen hast mit Schreiben, eher spielerisch in einem Tagebuch, war deine Schwester die geheime Leserschaft, die du so vielleicht auch als Gesprächspartnerin im Kopf hattest.
00:27:35: Beim Verfassen des Textes seventy-vier, hattest du da auch eine gedankliche Gesprächspartnerin oder ein Publikum
00:27:42: oder
00:27:43: wie hast du dich diesem Text angenähert?
00:27:48: Also ich habe, genau, also ich habe angefangen zu schreiben und es geht geht ja um diese Sprachlosigkeit am Anfang, was ich ja auch vor Ort festgestellt hab, bei den Menschen, also die, die aus Schinger geflohen sind und die überlebenden, dass sie entweder ganz, ganz viel reden und nicht aufhören können zu reden, weil sie, wieso, von dem Versuch das zu fassen, aber alles, was man erzählt, ist nicht ausreichend, um das eigentlich zu fassen, was passiert ist oder ganz versturmt sind.
00:28:18: Und diese zwei, ja, diese zwei ... Arten ist darüber sprechen oder nicht sprechen und für mich schien beides wie so eine Form von Sprachlosigkeit.
00:28:27: Also dieses Pausenlos eine Geschichte nach der anderen und noch eine und noch eine und wieder von vorne und halt gar nicht sprechen.
00:28:35: Und ich dachte irgendwie müsste ich dann so dieses Sprechen und Schweigen halt irgendwie aufzeichnen und irgendwie müsste ich ja eigentlich muss es wie so also aus Montage bestehen dieser Roman.
00:28:49: Also ich müsste wie so Ich muss mir die Sprache leihen.
00:28:56: Und so habe ich dann gearbeitet.
00:28:58: Ich habe dann diese Textstücke.
00:29:02: Deswegen ist es ja, Roman steht da drauf.
00:29:05: Aber es ist nicht fiktiv.
00:29:08: Also alles kann ich so nachweisen.
00:29:10: Ich kann Fotos sozusagen zeigen, Gesprächs, Aufnahmen auf dem Handy und so weiter.
00:29:19: Aber gleichzeitig ist es ja in dieser Gewalt ja wie so eine Fikzionalität drin.
00:29:22: Also es ist etwas, was nicht real scheint und wieso fernab, obwohl es ja Teil von unserer Welt ist.
00:29:30: Und gleichzeitig war noch das Problem, das ist ja abgesehen davon von dem, was die Überlebenden erzählen, ja auch die Propaganda des CS gab, was ja so eine fikzionalisierte Realität ist im Grunde.
00:29:43: Also die Hinrichtungsvideos sind ja... echte Hinrichtungsvideos, aber sie sind so überformt zum Beispiel, also so propagandistisch überformt, teilweise so mit Effekten belegt usw.
00:29:54: Und sozusagen diese Erzählung von den Tätern, mit der musste ich auch irgendwie umgehen.
00:30:01: Und so habe ich dann versucht, irgendwie das zu schreiben.
00:30:04: Und ich wusste aber auch, dass ich nicht aufhören kann mit dem Buch.
00:30:08: Also ich wusste eh nicht, wo setzt man dann Schlusspunkt, weil eigentlich nimmt das ja kein Ende und man kann ja einfach Fünfzig Jahre weiterarbeiten, aber ich wusste, dass ich auf jeden Fall noch nach Shingal fahren will, also in die Orte der Verbrechen.
00:30:21: Und das war eigentlich dann auch noch der nächste, also auch wieder Teil dieses Sprungs, dann nochmal dorthin zu fahren, weil das, glaube ich, so vielleicht die gefährlichste Reise war und die ja auch emotional einfach heftig so.
00:30:36: Also, weil erstens kommt man da, also wir haben im Jahr zwei tausend neunzehn versucht, da reinzukommen.
00:30:42: und sind nicht reingekommen von der Autonomriege und Kurdistan, wo man eine halbe Stunde rüberfahren würde, theoretisch, weil das nicht, das wird von, ist im irakischen Teil sozusagen, und wird aber von so teilweise Iran-Träumen, Milizen auch kontrolliert.
00:30:58: Und dann sind wir dann, in den Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr- und Jahr.
00:31:10: Das war auch, sind wir da reingekommen, aber dann haben uns die Iraka festgenommen, verhört und wieder zurückgeschickt.
00:31:18: Und dann wollten uns die Kurden nicht mehr reinlassen.
00:31:20: Genau, dann sind wir nach Bagdad geflogen, haben einen Visum dort gekauft, von einem sehr korrupten Grenzbeamten.
00:31:29: Was auch lustig war, der dann irgendwie, ich hab so eine Quittung gefragt.
00:31:34: Mein Vater hat mich ausgelacht.
00:31:36: Also, genau.
00:31:37: Und von dort sind wir dann nach Shingal gefahren mit jesidischen Arbeiter, die in den Baustellen in Bagdad arbeiten und dann nach Shingal gefahren sind.
00:31:47: Und da in diesem Auto.
00:31:49: Über hunderte von Checkpoints.
00:31:52: Ich habe ja sehr viel gelesen über sie.
00:31:54: Also von ihr aber auch über sie.
00:31:56: Und was wir besonders gut gefallen hat, war eine Beschreibung von Zelda-Biller in der Zeit.
00:32:03: Die hat mir deshalb so gut gefallen, wenn man so ein Buch intensiv liest, stellt man sich ja die Person vor.
00:32:10: Und ich dachte, dass uns heute eine ganz, ganz traurige Person, eine junge Frau, die so tief traurig ist in Gegensatz.
00:32:20: Jetzt, wenn Sie erzählen, wenn man hört es ja auch an der Stimme, lacht sie ja ganz viel.
00:32:25: Und das gibt so einen ganz merkwürdigen Schnitt, finde ich, auch zwischen der Schwere dieses Buches.
00:32:32: Und deiner Persönlichkeit, wenn ich das so da sagen darf, und Zelda Biller beschreibt sie als lebensfrohe und doch ein bisschen lebensmüde Reporterin.
00:32:43: Und dieses ein bisschen lebensmüde, lebensfrohe, das finde ich,
00:32:49: charakterisiert
00:32:50: sie total, weil diese Bücher, die hören sich sehr... dem Gegenstand adäquat an.
00:32:58: Ja, es sind schwere Beschrei.
00:33:00: Es ist etwas Schweres, was man eigentlich gar nicht aufschreiben kann und welches dann auf einmal so ein Twist macht durch das Video.
00:33:08: Das erzählst genau, wie der Twist ist zu sagen.
00:33:12: Nee, das ist alles so unglaublich, dass ich da eigentlich nicht Sachbuch hinschreiben kann, sondern einen Roman.
00:33:19: Das ist eigentlich sehr parallel in dem.
00:33:23: Jetzt wollte ich jetzt doch noch mal unseren Hörerinnen und Hörern.
00:33:26: Es ist nicht nur die Stimme, sondern es ist auch die Art, wie sie da setzt, dass sie tief betroffen, aber doch mit dem Abstand, das kann man schon so sagen.
00:33:38: Ja, ist aber auch vielleicht, ja, ja.
00:33:40: Oder ist das ein Schutz?
00:33:42: Ist das so, wie du in deinen Büchern schreibst, die Leute, die brauchen Witz als Schutz?
00:33:46: Ist das bei dir auch so?
00:33:47: Ja, weiß
00:33:47: ich gar nicht.
00:33:48: Ja, vielleicht ein bisschen, aber auch gibt es ja auch.
00:33:51: Also ich meine, natürlich gibt es Momente, die nicht... Also auch die in den Büchern drin sind, die ja schrecklich sind.
00:33:58: Da kann man auch mit Witz nicht mehr dem Beikommen.
00:34:01: Aber es gibt schon auch, auch gerade, wenn man so Reisen macht, gibt es schon auch... Absurde Situationen einfach.
00:34:08: Ja, die
00:34:08: kommen ja auch hervor.
00:34:10: Das muss ich gar nicht so sagen.
00:34:13: Was den Jesiden widerfahren ist, das kann ja nicht nur den Schlaf, sondern auch den Glauben an die Menschheit errauben.
00:34:20: Also um das nochmal zu sagen, es gab ja nicht nur Erhinrichtungen, oder der Jes hat ganz gezielt und gefilmt Jesiden und Jesiden in den Hingerechten.
00:34:27: Es gab Vergewaltigungen.
00:34:29: Frauen wurden sozusagen sexversklaft, Mütter wurden gezwungen.
00:34:34: zuzusehen, wie ein Kind ein unsägliches Leid passiert und und und.
00:34:38: Einige davon leben auch jetzt hier, die fliehen konnten, einige Überlebende.
00:34:44: Ich frag mal so angesichts altes Leids, was die Jesiden und Jesidinnen erfahren haben, was wünschst du dir aktuell von der deutschen Bundesregierung?
00:34:53: Ja, ich wünsch mir vor allem, dass diese Abschiebungen gestoppt werden.
00:34:58: Also es werden ja Jesiden Jesidin und Jesin aus Shingal auch wieder in dieses Genozidgebiet abgeschoben heute.
00:35:07: Auch Leute, die direkt vor diesem Genozid geflohen sind, die Verwandte verloren haben und für die das höchst traumatisch ist, da wieder zurückzukehren, die auch hier sich was aufgebaut haben oder den Wunsch haben, sich etwas aufzubauen.
00:35:22: Die Sache ist ja auch die, also auch als ich bei meinen Verwandten in Shingal war und gesehen habe, wie diese Also es ist ja alles zerstört, es ist wirklich, wirklich alles zerstört.
00:35:34: Und man sieht aber trotzdem an diesen Häusern und an dieser Infrastruktur, die halt zerstört ist, dass die halt nicht von, also die hatten ihre Gärtnereien, die hatten ihre Häuser, die hatten eigentlich ein ganz gutes Leben auch.
00:35:47: Das haben auch meine Verwandten gesagt, die waren halt nicht von irgendwem abhängig, die haben sich selber ernährt, die haben irgendwie an Feiertagen ihre Ausflüge in die Berge gemacht, ihre Fäste gefeiert.
00:35:58: Und ja, sie haben auch nie gedacht, dass sie irgendwo nach Deutschland gehen müssen und um Hilfe, um Asyl bitten müssen sozusagen.
00:36:10: Und ich glaube, das Wichtigste ist, also einer der wichtigsten Dinge ist für die, dass sie wieder ihr Leben selbst in die Hand nehmen können, dass sie irgendwo auch, auch die in Deutschland sind, hier so eine Perspektive haben.
00:36:22: Also weil es ist ja psychisch, also auch mit diesen Leute, die gesehen haben, ihre Angehörigen.
00:36:27: Das wird die schlimmsten Dinge erlebt haben, dass die irgendwo eine Perspektive brauchen.
00:36:34: Irgendwie, dass sie einen Beruf ... lernen können, dass sie sich ja, dass sie irgendwo wissen, sie können jetzt auch mit ihr, mit ihren Familien wieder zusammen sein.
00:36:43: Sie müssen nicht von ihnen getrennt werden und so weiter.
00:36:45: Das ist sehr, sehr wichtig.
00:36:46: Und das andere, was sehr, sehr wichtig ist, ist die Verfolgung der, also die juristische Verfolgung sozusagen.
00:36:55: Also man muss diese Täter vor Gericht bringen.
00:36:57: Die sind teilweise auf freiem Fuß.
00:36:59: Im Irak gibt es keinen Verfahren wegen Genuzid an Jesiden.
00:37:03: Die gab es in Deutschland, was sehr wichtig ist, aber auch nicht ausreichend angesichts dieser Vielzahl an Täterinnen und Täter, also es gab ja auch Täterinnen.
00:37:13: Genau, und im Irak ist das auch nochmal, also vielleicht müsste auch die Bundesregierung da nochmal versuchen Druck auszuüben, weil dort vor Ort, ja, will man jetzt damit abschließt.
00:37:26: Für mich ist
00:37:26: das so unvorstellbar, also man kann ja... Politikkontrovers über Abschiebungen reden.
00:37:32: Ich habe eine sehr klare Haltung, aber das finde ich ist immer ein demokratischen Spektrum.
00:37:35: Aber die Vorstellung, dass jemand in die Region, wo quasi ein Genozid an einem oder Vergewaltigung stattgefunden hat, wie du zur Eben geschickt
00:37:46: wird.
00:37:46: Und zur Ebenpreis noch stattfinden wird.
00:37:48: Also das muss man ja sagen, ist ja kein Safe Space dort.
00:37:52: Ja, es ist genau, es ist nicht sicher.
00:37:55: Gerade passieren sehr viele Sori-Patriierungen von IS-Familien aus dem Erholcamp, auch wieder in den Irak.
00:38:02: Und das sind ja teilweise, das waren ja internationale Brigaden, die diesen Genozid verübt haben, aber es waren auch IS-Anhänger aus den Nachbardörfern.
00:38:11: Und teilweise Leute, die die halt persönlich kannten, mit denen die eine Weile zuvor noch Fußball gespielt haben.
00:38:17: Also das sind ja nicht irgendwelche Fremden gewesen.
00:38:20: Und das hat, das fand ich auch krass.
00:38:23: Also da ist jetzt auf jeden Fall ... Ja, die sind halt wieder teilweise in die Dörfer zurückgekehrt und die Jesiden vor Ort, die auch nicht die Möglichkeit haben nach Deutschland zu kommen, sind teilweise auch aus Not wieder in Schengal.
00:38:37: Aber gleichzeitig sind diese Dörfer der Täter ja denen vor Augen und es hat irgendwie keine Aufarbeitung, auch keine juristische Aufarbeitung stattgefunden.
00:38:47: Was denkst du, warum jetzt die Jesidinnen wieder abgeschoben werden?
00:38:52: Ich denke also zum einen... sind aus dem Irak sehr viele Jesiden und Jesiden gekommen.
00:39:00: Und zum anderen muss es irgendeine Form von Abkommen mit dem Irak geben.
00:39:06: Und man versucht jetzt natürlich in dieser ganzen... kann es sich anders sagen als flüchtlingsfeindlichen Stimmung, versucht man halt Zahlen fortzuweisen.
00:39:17: Und die macht man halt mit den Leuten, die sich auch brav melden.
00:39:20: Also ich weiß von...
00:39:21: Ach, und das sind Jesiten, diejenigen, die sich...
00:39:23: Genau, also zum Beispiel, man konnte ja jetzt nicht, es gibt ja keinen... gab ja keine Möglichkeit von Abschiebungen nach Syrien, ja, bis Assad gestürzt wurde.
00:39:34: Die konnte man nicht abschieben, sozusagen.
00:39:36: Also und so... zur Taliban, ja, da gibt's jetzt diese Versuche, aber da konnte man auch nicht abschieben.
00:39:43: Und dann gibt es halt eine andere große Gruppe, es sind halt die Jesiden.
00:39:47: Und zum Irak hat man aber Verbindungen.
00:39:48: Und da kann man abschieben.
00:39:49: Und ich glaube, man versucht ja abzuschieben, was man abschieben kann, um Zahlen vorzuweisen.
00:39:54: Es sind ja immer wieder, gibt es ja auch diese Berichte von irgendwelchen Vietnamesen, die seit Jahren irgendwie in Deutschland leben.
00:40:03: Also, es ist halt ein bisschen so, dass man so, mein Eindruck, dass man versucht halt irgendwie zu zahlen.
00:40:09: Katja
00:40:09: erzählt mir auch ... Sie hat mir ein bisschen berichtet, was ihr am Telefon vorbesprochen habt.
00:40:15: Sie sagte, na ja, mit Jesiden ist das auch so, dass die alles genau so machen.
00:40:20: Also, dass sie sich dann auch melden, dass sie sich verpflichtet fühlen, die Wahrheit zu sagen.
00:40:26: Und vielleicht ist das auch so, damit verbunden, dass man dann eine Kuppe rausgesucht hat, die sich als solch identifiziert, sich weniger versteckt als andere.
00:40:36: Das fand ich sehr erhellend.
00:40:39: Was ich mir natürlich wünschen würde von der Bundesregierung, ist, dass man viel mehr Aufklärungsarbeit macht, was überhaupt die Geschichte ist und was da dahinter steckt und nicht an solchen Oberflächlichkeiten wie dem Händedruck von Frau ... Also ja, das kam ja dann, also der verweigerte Händedruck, das war ja von Annalena, das war ja irgendwie ... Auf so etwas stürzt man sich.
00:41:05: Aber man macht sich keine Mühe, die Menschen zu verstehen und deren Familien oder sich vorzustellen, was das eigentlich bedeutet.
00:41:13: Ja, und die Täter kamen ja aus der ganzen Welt auch, also auch aus Deutschland, sich ja auch Menschen ausgereist.
00:41:18: Und da war es ja auch ein großes Versagen, dass man ja teilweise Jugendliche, die hätten gar nicht ausreisen dürfen.
00:41:24: Und da hat man auch teilweise ... auch in ganz Europa immer Fälle von Eltern, die gemerkt haben, wie ihre Kinder sich radikalisieren und dann auch die Behörden gewarnt haben und da ist da nichts passiert und diesen Nacht dann in das Kalifat ausgereist.
00:41:37: Also da ist ja auch eine Verantwortung, weil ja die Täter auch aus der ganzen Welt kommen, also den Jesigen gegenüber.
00:41:44: Und manchmal das nicht, zumindest die eigenen Staatsbürger, die daran gehindert hat.
00:41:50: Wenn du mir erlaubst, Katja, würde ich doch noch mal gerne jetzt, ich habe jetzt schon vieles so erfahren, also mit der Spracher und mit ihrem Elternhaus, aber ich weiß immer noch nicht, wie man so schnell Bücher schreibt und wie sie so schnell getockt werden können, auch wenn ich sagen muss, dass ich über eine Woche warten musste, bis dieses Buch mir ausgeliefert wurde aufgrund von vielleicht irgendwelchen Engpässen, keine Ahnung.
00:42:19: Können wir nicht erklären, das interessiert mich jetzt aber weniger als die Frage, wie kann man bis Ende August etwas beobachten, was dann anderthalb Monate später im Handel ist?
00:42:31: Ja.
00:42:33: Hast du dann so, ich meine, Kafka hat ja auch manchmal dann ganze Nacht und dann war der Prozess fertig.
00:42:39: Hast du dann solche Schreib, wo du deinen Tag und Nacht schreibst?
00:42:43: Ja, also, na ja.
00:42:45: Aber ich habe auch jetzt noch nie so was so schnell geschrieben.
00:42:48: Also, den ersten Roman habe ich sechs Jahre geschrieben.
00:42:51: Also, ich habe parallel andere Sachen auch gemacht.
00:42:53: Den zweiten habe ich auch noch mal sechs Jahre.
00:42:55: Die Gedichte habe ich auch parallel jahrelang.
00:42:57: Also, Gedichte kann man ja eh nicht schnell schreiben.
00:43:00: Es ist ewig gedauert, aber ich bin auch ein bisschen, weil diese Kolumne, also wenn ich diese Kolumne immer regelmäßig schreibe und dann muss man dann fertig werden, bis zum bestimmten Zeitpunkt und weil ich auch so Reportagen, also ich war auch letztes Jahr zum Beispiel in der Ukraine und dann habe ich dann so ja mit irgendwie zwei schon Schlaf oder drei schon Schlaf, weil... Alarm wieder war irgendwie so in so einem kleinen Bus auf mein Handy, das getippt.
00:43:23: Nee.
00:43:24: Doch.
00:43:26: Nee.
00:43:26: Doch, ich kann so in so extremen Situationen ganz gut.
00:43:31: Das meine ich nicht, das kann ich auch nicht aufs Handy tippen.
00:43:33: Nee, weil ich konnte keinen Platz für meinen Laptop in diesem kleinen Bus, deswegen muss ich es auf meinem Handy machen.
00:43:40: Genau, das war eher die Schwierigkeit, weil ich es sehr müde war.
00:43:43: Aber zum Beispiel, und dann habe ich halt dieses ... Nach diesen Reisen habe ich ja, bevor, also ich habe ja nicht geplant, als ich hingefahren bin, jetzt als Asset gestürzt wurde, ein Buch zu machen, sondern ich habe erst mal Reportagen geschrieben.
00:43:57: Ach so, das
00:43:57: wusste
00:43:58: ich nicht.
00:43:58: Genau, jeder Reise habe ich eine Reportage geschrieben und auch gleich nach dem Asset gestürzt wurde, habe ich einen Text geschrieben und da hatte ich natürlich schon ein bisschen was und dann habe ich halt immer also geschrieben und die letzten sozusagen Aktualisierungen waren dann im August.
00:44:12: Also im August war es schon fertig.
00:44:14: Ach so.
00:44:15: Genau, aber ich hab dann noch Sachen aktualisiert.
00:44:18: Weil, ja, es war auch schwierig, weil natürlich in Ruman, da ist etwas, was erzählt wird, da muss man das nicht irgendwie, da muss jetzt nicht aktuell sein oder... Und gerade in Syrien, wo ja jeden Tag sich irgendwie alles ändern kann, war es ein bisschen ja auch, also ich mein, diese Reise deswegen auch sehr atemlos, aber auch das schreiben ziemlich atemlos, weil ich dann irgendwie versucht hab, noch das rein und dann... Ist ja währenddessen, also nach der ersten Reise, ist ja viel passiert, nach der zweiten ist auch noch mal viel passiert, genau.
00:44:46: Schreibst du dann vor Ort des Geschehens oder schreibst du dann zu Hause?
00:44:51: Nein, ich schreib unterwegs, vor Ort habe ich immer nur so Notizen gemacht und ganz viele Fotos, weil man, dann weiß man auch, wenn man irgendwas beschreiben will, wie die Sachen aussahen, man vergisst man ja Sachen, genau.
00:45:04: Ich hätte gerne Fotos in den Buch gehabt, warum sind die da keine drin?
00:45:08: Ja, die habe ich.
00:45:09: Das sind so Handyfotos.
00:45:12: Schrottige Handyfotos.
00:45:13: Ja, das ist auch mit Handy, da kann man ja auch eindrücken.
00:45:15: Also das ist ja irgendwie, kann man leichter so fotografieren.
00:45:17: Ist nicht so auffällig.
00:45:19: Genau.
00:45:21: Ja.
00:45:22: Und währenddessen und danach irgendwie.
00:45:24: Aber es war schon, also sonst schreibe ich langsamer.
00:45:27: Also ich glaube, es ist noch mal so schnell, weiß ich nicht, ob ich ... Nein,
00:45:29: das war hier, Gottes windig, gar keine Weise ne Kritik, das war das Gegenteil.
00:45:33: Das war reine Bewunderung, muss ich sagen.
00:45:37: Und auch die neugierige Frage, weil das bergt mir ja doch etwas.
00:45:40: Und wenn ich noch was fragen darf, diese Texte, die bleiben denn so, die werden da nicht regiert?
00:45:47: Doch,
00:45:47: doch, doch, doch, doch.
00:45:48: Also gerade jetzt nochmal bei Gedichten, da hab ich dann so für ein Gedicht zwanzig Seiten irgendwie korrekt.
00:45:54: Also ja, es dauert ewig und bei den Romanen wird es auch ewig lang hin und her, wenn Texteile rausgenommen, hin und her geschoben, irgendwas überarbeitet, nochmal alles abgetippt.
00:46:05: Also es dauert immer so ewig.
00:46:07: Und dann lese ich es auch auch bei der Reportage immer laut vor und korrigiere dann, weil man
00:46:12: macht deinen Vater einen Fakten-Chick oder hat man der Fakten-Chick, das ist ja ein Sachbuch des letzten
00:46:18: Buches.
00:46:18: Ja, genau.
00:46:19: Also ich hatte, da habe ich die
00:46:21: Quellen dabei.
00:46:22: Ja, da hatte ich, also ich habe Leute, die sich sehr gut auskennen, die ich habe schon mal um Rat gefragt.
00:46:28: Und einer von denen ist auf jeden Fall Kamal Sido, das ist ein... Menschenrechtsaktivist von der Gesellschaft für bedrohte Völker, der selbst Kurde aus Afrin ist und sich sehr, sehr gut, also wirklich sehr, sehr gut auskennt.
00:46:41: Und auch vor Ort, ich hab ihn auch vor Ort dann nochmal getroffen, aber auch in Deutschland, aber genau, er hat auch diese ganzen, also er war eigentlich überall, wo ich war, sogar noch an mehr Orten.
00:46:52: Und mit ihm hab ich sehr viel, der hat auch Faktencheck gemacht für mich.
00:46:56: Genau, und ja, je nachdem, was ich... hab ich mal Leute gefragt, hab ich meinen Vater irgendwas gefragt, wenn der das nicht wusste, hab ich einen anderen.
00:47:02: Also so, da haben
00:47:05: in dem aktuellen Buch Rückkehr nach Syrien, was Jutta durchgearbeitet hat mit Landkarten, ist ja vorne drauf die gestürzte Statue.
00:47:15: Ist das bezeichnend jetzt für die Situation in Syrien.
00:47:18: oder vielleicht so kurzen Einblick, wie würdest du jetzt die syrische Gesellschaft beschreiben?
00:47:24: Ja, es ist total kompliziert, weil es so viele unterschiedliche ... Gruppen gibt, auch politisch.
00:47:30: Und so viele Regionen, die von verschiedensten Menschen bewohnt werden.
00:47:36: Und auch unter verschiedener Kontrolle stehen.
00:47:40: Also diese gestürzten Statuen und diese runtergerissenen Asser-Bild, die hat man überall gesehen, natürlich, nach dem Sturz.
00:47:48: Aber gleichzeitig, was man halt auch jetzt sehr viel gesehen hat, ist halt, die sind die neuen Machthaber.
00:47:53: Also auch bei der ersten Reise.
00:47:54: Da war ich auch bei der zweiten noch mal in den kurdischen in der kurdischen Region.
00:47:59: Also es ist halt sehr unterschiedlich, je nachdem, wo man ist, die Situation.
00:48:02: Und für die Minderheiten ist es eine andere Beispiel.
00:48:05: Also für die Drusen ist es eine ganz andere Situation als vielleicht für Sunniten aus Idlib, genau.
00:48:11: Ich würde jetzt gerne, glaube ich, doch nochmal ein ganz anderes Thema
00:48:16: aufspannen
00:48:16: und von Syrien weggehen und so die junge Autorin fragen.
00:48:25: Der, wie sie sich selbst wahrnimmt, als junge Frau überhäuft mit Preisen, mittlerweile auch in diesem ganzen Sederheutur Karussell, könnte man jetzt ein bisschen abwerten sagen.
00:48:37: Also von Chiris gelitten oder eben auch ausgeladen.
00:48:45: Du hast jetzt ja tatsächlich einen Sprung vor dir von so einem gehypten Jungtalent.
00:48:52: Wahrscheinlich so stelle ich mir das vor.
00:48:54: So eine gestandene Schriftstellerin oder ist das ganz falsch?
00:48:59: Ich meine, ich bin Wissenschaftlerin.
00:49:01: Ich kann mir das nur so vorstellen, dass natürlich auch, dass es das so spezifische Lebensläufe gibt.
00:49:09: die mit Sichtbarkeit, die aber auch mit Druck, die mit Konformitätserwartungen einhergehen, die die Presseleute fragen, was ist denn das?
00:49:21: Welchen Stil schreibt sie?
00:49:22: Bleibt sie sich treu?
00:49:23: Wird sie uninteressanter?
00:49:25: Wird es repetitiver?
00:49:26: Also ich stelle mir das ganz fürchterlich vor dieses Geschäft, weil man ja gleichermaßen immer noch einen freien Kopf braucht, um kreativ sein zu können.
00:49:36: Ja, also eigentlich Genau, was ja cool ist, ist ja, dass es diese, jetzt auf die Vergangenheit, dass es diese Möglichkeiten für mich gab, das alles zu machen.
00:49:48: Also, dass ich einfach meine Redakteuren in der FAS fragen konnte, ja, kann ich vorhin eine Reportage spontan, ich würde gerne jetzt nach Syrien so.
00:49:58: Also, das ist so, ich meine, das Tolle ist.
00:50:00: ja, ich freue mich natürlich über Preise, es ist total cool ein Preis zu kriegen.
00:50:05: Es ist ja irgendwie so eine Wertschätzung, man freut sich, wenn die Sachen ... Man will auch, dass die Sachen gelesen werden, vor allem.
00:50:10: Eigentlich geht es ja, dass diese Texte zu den Leuten kommen, dass sie gelesen werden.
00:50:16: Und dann geht es auch darum, dass man weiter schreiben kann und dass man so das möglichst machen kann, was man machen will.
00:50:24: Manchmal auch so sperrig.
00:50:26: Manche sagen auch sperrig oder manche weniger sperrig.
00:50:29: Die Texte schreiben kann, wie sie geschrieben werden müssen.
00:50:33: Dann ist die Hauptaufgabe ja immer, wenn man so einen Text schreibt.
00:50:35: Das ist ja jedes Mal wie so ein sprungendskalter Wasser oder so ins total weiße Blatt.
00:50:41: Das
00:50:41: denke ich
00:50:42: mir.
00:50:42: Ja, weil man weiß, es ist wie jedes Mal.
00:50:44: Auch nach dem, ich meine, der erste Roman war anders.
00:50:46: Aber auch jetzt nach dem Gedicht, wenn ich wieder Gedichte schreibe, weiß ich gar nicht mehr, wie das geht.
00:50:54: beginnt der Sprung in neunem Text mit dem ersten Satz, der da steht.
00:50:57: Also ich frage deswegen, weil in der Literaturwissenschaft ist ja so bei Roman die ersten Sätze berühmt, der erste Satz, ja, also hier
00:51:03: an der Karenina.
00:51:04: Ist da der Knoten geplatzt?
00:51:05: Ja.
00:51:06: Oder, also diese berühmten, ich muss jetzt einfach nur sagen, an der Karenina, alle glücklichen Familien gleich nebeneinander.
00:51:10: Jede wirkliche Familie ist auf eigene Weise unglücklichen.
00:51:13: Und es sind ja so, die haben sich so ganz fest eingeprägt.
00:51:16: Und wenn man so einen Satz hat, der dann... zu irgendeiner Handlung, Romantik.
00:51:21: Die Kleide
00:51:21: ihrer Großmutter oder der Himmel, der er nicht auf die Erde knallt.
00:51:24: Das finde ich auch ikonisch ist jetzt.
00:51:28: Aber die Standen, die am nächsten.
00:51:29: Und dann ist der erste Satz da und dann weißt du, wie die Tonalität ist.
00:51:36: Erst kommt so eine Ahnung.
00:51:38: Vor dem ersten Satz ist es wie so eine Ahnung, was man so machen will.
00:51:41: So ungefähr, aber so sehr unmöglich.
00:51:44: Man kann sich das ja nicht vorstellen.
00:51:45: Dann fange ich irgendwie an.
00:51:48: Und der Satz, der dann am Ende auch am ganz am Anfang steht, ist meistens auch nicht der erste Satz.
00:51:54: Also der kommt, dann wird der Text ja mehrmals überarbeitet und vielleicht manchmal ist die erste Szene schon gestrichen worden.
00:52:00: Oder jetzt bei dem ersten Roman war das eigentlich ein Teil, der weiter hinten war, den ich nach vorne gezogen habe zum Beispiel.
00:52:07: Genau, also es ist unterschiedlich.
00:52:09: Ja.
00:52:10: Hast du da so Leitenden bevor denn?
00:52:13: Oder ist das ganz falsch?
00:52:15: Also bei mir ist es so, dass so einen Knoten plass, wenn ich einen neuen wissenschaftlichen Ding... Es gibt solche Momente bei dir.
00:52:22: Ja, dass man... Zwischendurch, weil ich denke, ah, jetzt ungefähr habe ich eine Ahnung, wie das jetzt funktioniert hier.
00:52:27: So, jetzt weiß ich ungefähr, was ich machen muss.
00:52:30: Ungefähr.
00:52:30: Aber dann kommen natürlich wieder irgendwelche Probleme und irgendwie ist das auch wie so ein... Also nicht wie so Tetris-Spiel, man schiebt auch ständig irgendwelche Texte, Dücke hin und her und... Genau, aber das ist... Ja.
00:52:41: Ich möchte doch mal zu meiner Frage zurück, weil ich mich sehr mit Lebensverläufen beschäftige.
00:52:47: Und mich jetzt doch frage, ob dieser Druck ... Ich stelle mir vor, so ein junges Talent hat jede Menge Freiheitskarte.
00:52:55: Und kriegt auch Unterstützung.
00:52:58: Aber ab irgendeinem Moment kippt es so.
00:53:01: Und man fühlt, dass man so einen Erwartungsdruck hat, von dem man ... sich schlechter befreien kann und die Jugendlichkeit weggeht, dieses Ohnbefangene.
00:53:12: Ist das so?
00:53:12: Ja, es gibt ja, ja, auf jeden Fall, also ich mein jetzt, wenn man so, es gibt ja ganz viel so Förderung auch für junge Autorinnen, habe ich
00:53:19: auch richtig viel... Ich meine, an all das gerade gibt es, ist das?
00:53:21: Ja, ja, ja.
00:53:22: Ja, da hab ich noch keinen Ton gedacht, ja?
00:53:24: Ja,
00:53:24: ja, das ist, oh Gott, ja.
00:53:26: Ja, ne, also ganz am Anfang gibt es, es gibt ja sehr, sehr, sehr viel, also man kann ja in diesem Literaturen schon Leipzig studieren, dann gibt es irgendwie so lauter so, vom... Open Mic, es ist, da gibt es eine Literaturwerkstatt und was weiß ich alles.
00:53:40: Und man probiert sehr viel aus und es ist irgendwie, dann kommt irgendwann das erste Buch, da merkt man, das ist jetzt schon irgendwie was anderes.
00:53:51: So eine Öffentlichkeit, wenn da so ein Buch kommt, ist mir ein bisschen was anderes als irgendwie, was man davor so alles gemacht hat.
00:53:57: Genau, das ist, ja, ich glaube natürlich, ich glaube so einen Druck.
00:54:02: Aber eigentlich, also ich glaube, das ist dann auch nicht so Abstragt es dann so konkret, man will jetzt das und das machen.
00:54:09: Hast du ein Rezept, wie du mit dem Druck für dich umgehst, vielleicht auch als Empfehlung, Takeaway für andere?
00:54:20: Also ich versuch mich halt auf die Texte zu konzentrieren und ich glaube die größte Schwierigkeit ist sich mal die Zeit für die Texte so frei zu kämpfen, weil das dauert halt einfach alles irgendwie ewig und... dass man sich halt darauf so konzentriert.
00:54:34: Und das ist am Ende ja, um diese Texte geht, sozusagen.
00:54:37: Das ist ein guter Text werden muss.
00:54:39: Obwohl manchmal, ja, wenn man mit Abstand auf manche Texte schreibt, ja, jetzt um hier und da, würde man nachhaftlich anders schreiben und so, aber ich glaube, dass man währenddessen sich immer so die Texte im Blick hat und das schreiben, also darauf kommt es ja irgendwie an und alles andere dient ja irgendwie ein bisschen darum, dass man halt weiter schreiben kann und halt nicht irgendwie jetzt noch so ... hundert Milliarden Jobs machen muss.
00:55:03: oder so, dass man, weil das man die Zeit halt, also weil ich meine, das ist im Grunde, kauft man sich halt die Zeit damit.
00:55:09: Das ist gleich, also was du sagtest, nicht auch noch hundert Millionen anderen Jobs machen muss, das sind jetzt eigentlich die Antwort von zwei Fragen, die ich nur hatte, bevor ich an Katja gebe, nämlich, dass eine, arbeitest du an einem Text oder arbeitest du an einem Haupttext, aber machst dann auch so kleinere Arbeiten.
00:55:31: nebenher.
00:55:32: Und das andere ist, fühlst du dich da auch unter einem ... Also, sagt jetzt eine Beamtin, fragt eine Beamtin, eine junge, siebstständige, hast du so etwas wie existenziellen Druck, dass du sagst, also, ich muss ja davon leben.
00:55:46: Ich brauche ja diesen Erfolg und mach das was mit dir.
00:55:50: Indem was du schreibst, über was du schreibst, dass du sagst, ja, ich muss ja irgendwie auch davon leben.
00:55:56: Oder spiel das gar keine so große
00:55:59: Rolle.
00:56:00: Ich überleg gerade, also, ja, irgendwie, ich hatte ja das, bisschen das Glück, dass ich, als ich so das erste Buch gemacht habe, ich in meiner WG gelebt, hatte es in Leipzig, musste kaum Miete zahlen, hatte mein Studi-Ticket noch irgendwie, also, hatte irgendwie so ein, also dieser Übergang ging relativ gut, weil da war ich eh nicht viel Geld gebraucht, also, also, keine Ahnung, und sozusagen, ja, also, ich glaub, Ich glaube nicht, dass ich den dem Sinne... Also es gibt ja schon auch Möglichkeiten, so wie Literaturförderung.
00:56:38: Es gibt ja so Aufenthaltsstipänien, wo ich mich schon beworben habe, wo man dann wohin geht und man schrei, arbeitet dann dort an was oder ich auch mal vom Freischalt Sachsen so einen Stipänium bekommen zum Beispiel.
00:56:49: Das ist ja dann... Und die werden ja nicht nach so dem Markt... Die kriegt man ja nicht, ob man jetzt so Bestsellerpotenzial hat oder nicht.
00:56:57: Das muss
00:56:58: gut sein.
00:56:58: Man muss
00:56:59: gute Texte versuchen zu schreiben und hoffen,
00:57:02: dass die anderen das irgendwie auch sehen.
00:57:05: Das muss man auf jeden Fall machen.
00:57:07: Aber genau, also ich weiß nicht, ich versuche, ich weiß auch gar nicht, wie das in Zukunft, ja, also man kann das halt nicht, ja, in die Zukunft, ja, eh, also da weiß ich keine Ahnung, wie das dann wird.
00:57:20: Kann ich das noch so weitermachen oder so, das weiß ich ja alles nicht.
00:57:23: Ähm, aber so ... Jetzt versuch ich halt immer so, ich hab dann so mein Text.
00:57:29: Also, hab ich jetzt irgendwie so ein ... Ja, also, hatte ich jetzt diesen einen Roman geschrieben, dann hatte ich dann so den zweiten, dann hab ich noch diese Gedichte, dann hab ich noch diese Kolumnen, dann hab ich noch mal irgendwie so ... auch Workshops gegeben und was weiß ich, so alles Mögliche Zeugs gemacht irgendwie.
00:57:43: Ist doch kein Zeugs.
00:57:44: Ja,
00:57:45: ja, so Zeugs, aber ... Ja,
00:57:46: ist wirklich
00:57:47: herstockt.
00:57:48: Und dann versuch ich halt immer so den nächsten Text und den nächsten Text zu schreiben.
00:57:52: Genau, aber so ... Natürlich, so Druck ist es natürlich auch, also es gibt schon auch eine Art Druck und so weiter, klar.
00:58:00: Auf die Frage am Anfang, was du als einen ganz zentralen Sprung in deinem Leben bezeichnen wurdest, hast du mit einer Reise geantwortet, damals nachdem bereits der Genozid an den Jesiden wieder passiert ist.
00:58:16: Jetzt sind wir mit dir ein bisschen biografisch gereist, durch die Zeit deine Kindheit, die du in Bayern erlebt hast, aber auch mit Besuchen bei Verwandten, mit dir sieh dich kurdisch im Hintergrund, dann sind wir mit dir, dann haben wir deine, dann hatte ich auf deiner Reise begleitet und jetzt auch ganz aktuell die letzte Reise nach Syrien, die in deinem aktuellen Buch gemündet ist.
00:58:37: Jetzt lassen wir uns nochmal nach vorne schauen zum Abschluss unseres Gespräches.
00:58:42: Was denkst du, wohin geht die Reise in deinem Leben?
00:58:45: Wartet schon irgendwie um die Ecke ein nächster Erster Satz von einem großen Text oder gibt's so eine Ahnung, was der nächste Text mehr hat?
00:58:55: Jetzt schaut sie ganz fest.
00:58:56: Ja,
00:58:57: nee, da ist es verschiedene.
00:58:58: Brauchst du nicht verraten?
00:58:59: Nee, nee, nee.
00:58:59: Aber das, also deine Augen sagt es für alles.
00:59:01: Die
00:59:02: haben mit viel gesagt, ne?
00:59:03: Ja,
00:59:04: ja.
00:59:04: Ja, es gibt, es gibt schon Text, also es gibt schon so verschiedenste, oder so.
00:59:08: Texte irgendwie.
00:59:10: Aber ich mache ja immer so irgendwie so ein bisschen parallel.
00:59:13: Und ich hab auch, ich mein, das gruseligste ist ja dann, wenn man so ein Buch fertig hat, also ich mein, man ist irgendwie so völlig froh, wenn das endlich die letzten Korrekturen weg sind und so weiter.
00:59:21: Und man will auch eigentlich ähnlich was Neues machen, weil es ja auch immer auch, ja, man, also ich mein, klar, manchmal, also bei seventy-vier war ich auch irgendwie ziemlich fertig danach.
00:59:30: Also, weil das, wenn man so monatelang, tagelang, nur jahrelang diesen Ins-Detail in diese Verbrechen reingeht.
00:59:38: Und irgendwie, man will ja dann noch einen anderen Text machen, und ja, und dann... Aber das gruseligste ist, wenn man dann irgendwie was fertig hat und nichts... Die
00:59:49: Entlastungsdepression.
00:59:51: Wenn man dann nur nicht... Also ich brauch dann immer schon, deswegen hab ich immer die Sachen auch parallel, dann hab ich schon meinen... Dann mach ich dann einfach da weiter, dann weiß ich, okay, jetzt... Jetzt keine Ahnung, kann ich ein bisschen Pause, vielleicht nicht wirklich, aber ich hab ja eigentlich jetzt was, was ich eigentlich jetzt auch schon wieder machen muss.
01:00:06: Und das ist eigentlich ganz gut.
01:00:07: Wenn man sich dann auch die Seite mit diesem ganzen Druck... Ich glaube mit diesem ganzen Druck darf man sich nicht so beschäftigen.
01:00:13: Also, weil sonst, das führt jetzt so nichts.
01:00:16: Weil klar, gibt's immer Druck.
01:00:17: Also, man muss ja seine Miete bezahlen.
01:00:19: Man muss ja irgendwie, man will ja weiterschreiben.
01:00:20: Man will, dass die Sachen gelesen werden.
01:00:22: Man weiß nicht, interessieren die Leute sich jetzt irgendwie doch schon zum hundertsten Mal für diese Themen so.
01:00:28: Es ist auch irgendwie, ja, nicht so heiter so.
01:00:31: Also, klar.
01:00:32: Nein, ich finde das interessant.
01:00:33: Wir haben ja noch nie mit einer Schauspielerin gesprochen.
01:00:36: Und ich glaube, da ist es ja schon so, dass man viel stärker von der Außenwelt abhängt, dass da ein Anruf kommt oder man, irgendwie, wer hier kann, das finde ich eigentlich ganz gut.
01:00:48: So machen wir das vielleicht.
01:00:50: So lange es geht.
01:00:50: Wir sitzen, dass wir was nicht abbrechen.
01:00:54: zu einer Zone, ja.
01:00:57: Ich
01:00:58: kenne
01:00:58: das ein bisschen dieser leichte Fall, wenn ich ein Buch, in das ich mich verliebt habe, was ich durchlese, wo ich eigentlich darauf hin arbeite, die letzte Seite zu erreichen, weil ich wissen will, wo Ihnen das führt, als Lesende.
01:01:09: Und wenn das zu Ende ist, es gibt einen kurzen... Stummungsabfall war ja jetzt, das ist jetzt vorbei.
01:01:16: Bei mir auch,
01:01:17: als der August stand, war ich total empört.
01:01:20: Was jetzt?
01:01:22: Okay.
01:01:23: Danke, Ronja auch, danke
01:01:25: euch.
01:01:25: Das war großartig, war ganz großartig.
01:01:28: War schön, ja.
01:01:30: Und für alle, die diesen Podcast hören, es wird auch noch eine weitere Folge in dieser Staffel geben, die erscheint an gewohnten Stellen, sodass man am Ende dieses Podcasts auf jeden Fall nicht nach unten findet.
01:01:41: Das hast du doch als nett gesagt.
01:01:42: Vielen Dank fürs Kommen.
01:01:44: Vielen Dank.
01:01:45: Und auch für diese ja ernsthafte Fröhlichkeit.
01:01:48: Das ist jetzt ein bisschen anders ausgedrückt, was dabei auch.
01:01:52: Ja, danke.
01:01:54: Der Sprung ins kalte Wasser wird produziert von mir, Jan Wetzel.
01:01:58: Das Sonntesign kam von Bonnie Stolf.
01:02:01: Abonnieren könnt ihr den Podcast auf den üblichen Plattformen.
01:02:04: Mit Video nun übrigens auch auf YouTube.
01:02:07: Folgt uns und hinterlasst uns doch gerne eine gute Bewertung.
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